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Migräne: Schmerzmittel können mit Medikamenten gegen Übelkeit kombiniert werden

Die neurologische Erkrankung Migräne ist typischerweise durch Kopfschmerzen charakterisiert, kann aber auch mit Übelkeit und Erbrechen einhergehen. Damit eine medikamentöse Schmerzbehandlung möglichst gut greift, können im Fall von Magen-Darm-Beschwerden zusätzlich Medikamente gegen Übelkeit hilfreich sein.

Eine Migräneattacke mit leichten bis mittelgradigen Kopfschmerzen kann mit rezeptfreien Wirkstoffen behandelt werden, wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol oder Ibuprofen. Bei Migräne treten typischerweise neben den Schmerzen aber oft auch Übelkeit und Erbrechen auf. Diese Symptome sind einerseits sehr unangenehm. Andererseits können sie auch die Aufnahme von Schmerzmitteln in den Körper beeinträchtigen. Für manche Betroffene kann es daher sinnvoll sein, Schmerzmittel und auch Medikamente gegen Übelkeit bei einer Migräneattacke anzuwenden. „Bei Migräne kann es im Rahmen eines Anfalls zu einer gestörten Bewegungsfähigkeit des Verdauungstraktes kommen. Dadurch wird auch die Aufnahmefähigkeit des Magens und Darms für Schmerzmittel beeinträchtigt und sie gelangen erst spät oder gar nicht an ihren Wirkort“, erklärt Dr. Curt Beil, vom Berufsverband Deutscher Neurologen (BDN) mit Sitz in Krefeld. „Es ist daher wichtig, Medikamente bei einer Attacke möglichst frühzeitig einzunehmen. Auch können die Schmerzmittel mit Medikamenten - so genannten Antiemetika - kombiniert werden, die gegen Übelkeit und Erbrechen wirksam sind. Sie regen die Magen-Darm-Tätigkeit an, wodurch Migräne- und Schmerzmittel vom Körper besser aufgenommen werden und daher auch schneller wirken. Bei Bedarf sollte dann am besten zuerst das Medikament gegen Übelkeit eingenommen werden.“ Die kombinierte Einnahme mit Antiemetika sollte in Absprache mit einem Facharzt erfolgen. Erste Medikamente der Wahl sind dann Metoclopramid und Domperidon. Werden diese beiden verschreibungspflichtigen Arzneien nicht vertragen, kann Dimenhydrinat eine Alternative sein.

Bei Erbrechen können Zäpfchen, Spritzen oder Nasensprays helfen

Bei schweren Migräneattacken sind so genannte Triptane hilfreich. Diese Medikamente wirken in der Akut-Therapie der Migräne auch gegen Übelkeit und Erbrechen. „Triptane sind als Tabletten aber auch als Zäpfchen, Nasensprays oder Fertigspritzen zur Selbstinjektion im Handel. Letztere Präparate eignen sich gut für Patienten, die unter Übelkeit und Erbrechen leiden, weil sie die Magen-Darm-Passage umgehen. Der Wirkstoff kann dann direkt über die Schleimhäute oder unter die Haut gespritzt aufgenommen werden“, rät der Neurologe. Tripatane sowie auch freiverkäufliche Schmerzmittel dürfen allerdings nicht zu häufig eingenommen werden. Es droht sonst die Gefahr, einen Dauerkopfschmerz zu entwickeln.
Migräne-Patienten sollten sich grundsätzlich mit einem Facharzt besprechen. Bereits allein eine Beratung zur Migräne kann zu einer messbaren Reduktion der Kopfschmerzhäufigkeit führen. Bei häufigen Anfällen können ergänzend vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden, wie Entspannungsverfahren, Stressmanagement oder auch eine Biofeedback-Therapie.

Migräne ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Etwa 12 bis 14 Prozent aller Frauen und 6 bis 8 Prozent aller Männer in Deutschland leiden unter Migräne. Bei Klein- und Schulkindern bis zur Pubertät sind 4 bis 5 Prozent betroffen. Die Migräne erreicht bezüglich Häufigkeit und Schwere der Attacken ihren Höhepunkt zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr und klingt ab dem 55. Lebensjahr langsam aus.

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