Ursachen: Bettnässen (Enuresis)
Die Blasenfunktion entwickelt sich normalerweise in den ersten vier Lebensjahren. Säuglinge entleeren ihre Blase im ersten Jahr noch unwillkürlich, sind aber zwischen den Blasenentleerungen trocken. Erst mit ein bis zwei Jahren wird Kindern der Harndrang zunehmend bewusst, so dass sie in der Lage sind, Bescheid zu geben, wenn sie auf Toilette müssen. Oft können sie den Schließmuskel jedoch erst im Alter von zwei bis vier Jahren bewusst kontrollieren. Sind die Kinder tagsüber trocken, kann das nächtliche Einnässen noch eine Weile fortbestehen. Viele Kinder nässen erst mit fünf Jahren nachts nicht mehr ein. Das Toilettentraining beeinflusst das Einnässen in der Regel nicht.
Die Veranlagung zum Bettnässen haben viele Kinder von ihren Eltern geerbt: hat ein Elternteil als Kind eingenässt, nässen die Kinder mit einer Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent ebenfalls ein. Waren beide Eltern betroffen, steigt das Risiko auf 75 Prozent.
Am häufigsten ist das Bettnässen auf eine verzögerte Reifung der Blasenkontrolle im Gehirn zurückzuführen. Bei einem Teil der betroffenen Kinder hat sich der Tag-Nacht-Rhythmus in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) u. U. noch nicht voll ausgebildet. Daher wird nachts zu wenig von einem Hormon gebildet, das die Flüssigkeiten aus dem Harn bildenden Apparat in der Niere zurück resorbiert. Sie produzieren daher auch nachts große Urinmengen. Oftmals schlafen Kinder darüber hinaus so tief, dass sie den Harndrang nicht spüren und ihre Blase unbemerkt ins Bett entleeren. Zuletzt wird die Blasenentleerung nicht genügend während des Schlafs gehemmt. Auch dies beruht in der Regel auf einer Entwicklungsverzögerung.
Daneben können psychosoziale Faktoren das Bettnässen als Auslöser begünstigen. Die Geburt eines Geschwisterkindes, die Trennung der Eltern oder ein Todesfall in der Familie können ein Kind stark belasten, so dass das zuvor bereits trockene Kind wieder einnässt. Zu den weiteren möglichen Risiken zählen gleichzeitig bestehende Aufmerksamkeitsdefizite und Hyperaktivität des Kindes, Störungen im Sozialverhalten oder Intelligenzminderungen. Manchmal koten die betroffenen Kinder zusätzlich ein.