Mögliche Anzeichen für Sexuellen Missbrauch
Die Palette der möglichen Anzeichen für sexuellen Missbrauch ist groß und unspezifisch, so dass es für die Eltern meist schwierig ist, Hinweise richtig einzuordnen. Eine Verhaltensänderung tritt jedoch bei fast allen missbrauchten Kindern auf. Viele betroffene Kinder schweigen aus Schamgefühl oder weil sie bedroht und mitunter erpresst werden. Auch denken sie vielleicht, ihnen glaube sowieso niemand - gerade, wenn die missbrauchende Person zur Familie gehört. Von dieser Angst berichteten viele Betroffene bei der Anlaufstelle der Unabhängigen Beauftragten zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs (vgl. UBSKM, 2011).
Zeigt ein Kind plötzlich Verhaltensauffälligkeiten wie übermäßige Ängstlichkeit oder Aggressivität, zieht es sich vermehrt zurück, reagiert es angstvoll und zurückweisend auf die Ankündigung des Besuchs einer Person, vermeidet Blick- und Körperkontakt mit dieser Person oder erfindet Ausreden, nicht in den Sport- oder einen anderen zuvor gemochten Verein zu gehen, können dies mögliche Anzeichen für ein Problem in diesem Zusammenhang sein.
Manche Kinder waschen sich ständig, um den Ekel zu verringern, während andere sich zurückziehen. Einige Betroffene wiederum boykottieren Wasser und Seife, damit der Täter sie ungewaschen vielleicht in Ruhe lässt.
Andere Kinder zeigen schlechte Schulleistungen, weil sie sich nicht mehr konzentrieren können. Einige werden sogar besser in der Schule, weil sie dort eine Zuflucht finden. Bei manchen Kindern können Schlafschwierigkeiten und Alpträume auftreten. Auch kommt es teilweise zu risikofreudigem Verhalten, weil die Opfer sich wertlos fühlen.
Körperliche Anzeichen von Gewalteinwirkung können, müssen aber nicht auftreten. Eltern sollten unbedingt aufmerksam werden, wenn sie bei ihrem Kind Verletzungen an ungewöhnlichen Stellen feststellen. Typische Verletzungen nach sexueller Gewalteinwirkung treten am Gesäß, dem Rücken, den Genitalien oder an der Innenfläche der Oberschenkel auf.
Viele Eltern messen in ihrer Arglosigkeit solchen Verhaltensänderungen wenig Bedeutung bei, halten sie für eine vorübergehende Laune. Doch gerade bei unerwartetem Verhalten ist es grundsätzlich wichtig, die Motive und die Gestimmtheit des Kindes zu hinterfragen. Eltern sollten dann mit ihrem Kind darüber sprechen und nach Gründen für sein Verhalten fragen. Bei einem Verdacht auf einen sexuellen Missbrauch ist es am besten, sich umgehend an einen Kinder- und Jugendpsychiater, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten oder eine spezielle Beratungsstelle zu wenden, hier werden die nächsten Schritte besprochen.