Wissenschaftler haben im Auftrag des DIMDI verschiedene Ansätze untersucht, die exzessives Schreien bei Kindern verringern sollen. Zu den dabei betrachteten Schreiambulanzen finden sie keine Studiendaten, die deren Wirksamkeit nachweisen. Für einzelne Maßnahmen jedoch belegen Studien positive Effekte: So können bestimmte Ernährungsveränderungen, Akupunktur oder psychologische Ansätze das Schreiverhalten verbessern. Die Autoren fassen ihre Ergebnisse in einem HTA-Bericht zusammen (Health Technology Assessment, wissenschaftliche Bewertung gesundheitsrelevanter Verfahren und Technologien). Der vollständige Bericht ist kostenfrei auf den Webseiten des DIMDI abrufbar.Wirksame Ansätze
Für ihren Bericht identifizierten die Autoren 23 wissenschaftliche Studien. Diese zeigen, dass u.a. eine angepasste Ernährung das Schreien der Kinder reduziert. Demnach halfen eine pflanzliche Mischung aus Fenchel, Kamille und Melisse, eine Fenchelsamen-Emulsion, allergenarme Kost, Kräutertee und Saccharose-Lösungen sowie ein Verzicht auf Kuhmilchprodukte. Auch der Akupunktur weisen Studien positive Effekte nach. Sie konnte bei Säuglingen Dauer und Intensität des Schreiens verringern. Entwicklungsberatung, psychotherapeutische Gespräche und Kommunikationsanleitungen können ebenfalls dazu beitragen, exzessives Schreien zu vermindern und die Eltern zu stabilisieren. Zur Wirksamkeit chiropraktischer Verfahren liegen widersprüchliche Ergebnisse vor. Exzessives Schreien
Säuglinge gelten als "Schreibabys", wenn sie mindestens drei Wochen lang mindestens drei Tage pro Woche mehr als drei Stunden weinen. Exzessives Schreien sei eine ernst zu nehmende Belastung und gefährde die kindliche Entwicklung, betonen die Autoren. Am häufigsten komme es in den ersten drei Lebensmonaten vor. Kernsymptome sind unstillbares Schreien ohne erkennbaren Grund und langanhaltende Unruhephasen bei einem sonst gesunden Kind. Die Ursachen für diese Verhaltensstörung sind vielschichtig. Auslöser können sein: - Einschränkungen des Kindes (z.B. Wahrnehmungsstörungen) - Probleme der Eltern (z.B. starke psychische Belastung) - familiäre Konflikte (z.B. fehlende Unterstützung)
Fazit der AutorenDie Forschungslage zur Behandlung und Versorgung von Schreibabys weise erhebliche Lücken auf, so die Autoren. Zur Wirksamkeit von Schreiambulanzen und der Kosten-Nutzen-Effektivität der Behandlung von Schreibabys und/oder ihren Eltern fehlten belastbare Daten. Die ausgewerteten Studien zeigen jedoch Erfolge mit, pflanzlichen Tinkturen und allergenarmer Kost, dem Verzicht auf Kuhmilchprodukte, Akupunktur sowie verhaltensbezogenen Therapien. Langfristige Nachteile für Kinder und Eltern seien zu verhindern so die Autoren. Dazu sei - überlasteten Familien frühzeitig geeignete Hilfe anzubieten. - die Zusammenarbeit z.B. von Kinderärzten, Kliniken, Beratungsstellen und Jugendhilfe zu verbessern.
Zugehöriger HTA-Bericht:Effektivität und Effizienz von psychologischen, psychiatrischen, sozialmedizinischen und komplementärmedizinischen Interventionen bei "Schreibabys" (z. B. regulative Störung) in Schreiambulanzen (Dieter Korczak, Christine Kister, Cornelia Krause-Girth)
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Quelle: Pressemitteilung Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI)