Jonas sitzt angespannt in der Klasse und zählt. Noch sieben sind vor ihm, dann ist er an der Reihe mit Vorlesen. Genau an dem Absatz, der mit "Heute..." beginnt. Wörter mit h wollen bei ihm einfach nicht rauskommen. Er überlegt schnel,l zur Toilette zu flüchten… So wie Jonas ergeht es vielen stotternden Kindern in der Schule. Aus Angst bei den Wörtern hängen zu bleiben, vermeiden sie es im Unterricht zu sprechen. Schlechte mündliche Noten sind mitunter die Folge. Das müsste nicht sein, denn Stotternde haben Anspruch auf einen Nachteilsausgleich. Häufig ist dies jedoch unbekannt und die Umsetzung unklar. Auf der neuen Website www.stottern-und-schule.de finden Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte schnell und kompakt alle wichtigen Informationen und erhalten Tipps, die den Schulalltag erleichtern. Die Seite startet zum Welttag des Stotterns am 22. Oktober.
Für viele stotternde Kinder und Jugendliche ist die Schulzeit belastend. Sie schämen sich für ihr unflüssiges Sprechen und fürchten negative Reaktionen darauf. Oder sie stehen wie Jonas unter Druck, weil sie ihr Stottern ständig verstecken. „Stotternde bleiben oftmals im Unterricht unerkannt und werden dadurch falsch eingeschätzt,“ weiß Martina Wiesmann, stellvertretende Vorsitzende der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V. (BVSS). „Auch wenn Inklusion in aller Munde ist, besteht an Schulen noch ein großer Aufklärungsbedarf, was die Sprechbehinderung Stottern angeht,“ so Wiesmann weiter. Um diese Informationslücke zu schließen, hat der Selbsthilfeverein die eigene Internetseite zu Stottern und Schule entwickelt.
Infos für Schüler, Eltern und Lehrkräfte
Die Homepage www.stottern-und-schule.de richtet sich an alle Beteiligten: Stotternde Schülerinnen und Schüler sehen, dass sie nicht allein sind und erhalten praktische Tipps, um in der Schule klarzukommen. Eltern erfahren, was sie tun können, um ihr Kind in der Schule zu unterstützen. Und Lehrkräfte finden auf der Seite praxisnahe Anregungen für den Umgang mit stotternden Kindern in ihrer Klasse. Die BVSS klärt auf der Homepage auch darüber auf, dass Stottern eine anerkannte Sprechbehinderung ist und Betroffene daher das Recht auf Nachteilsausgleich haben. Konkrete Lösungen und Maßnahmen, wie eine faire mündliche Benotung für Stotternde im Unterricht aussehen kann, liefert die Seite gleich mit.
„Wir sind dankbar, dass uns Aktion Mensch durch ihre Förderung den Aufbau der neuen Website ermöglicht hat und dadurch nun alle besser über Stottern informiert sind,“ freut sich Martina El Meskioui, Projektreferentin für Stottern und Schule bei der BVSS.
Quelle: BVSS-Pressemitteilung