Neurologen und Psychiater im Netz

Das Informationsportal zur psychischen Gesundheit und Nervenerkrankungen

Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Behandlung von Suchterkrankungen auch im Alter gut möglich

Alkohol- und Medikamentenabhängigkeiten bei Senioren können Spätfolgen schon bestehender Suchterkrankungen sein oder sich erst im höheren Lebensalter entwickelt haben. Mögliche Auswirkungen sind neben körperlichen Schädigungen und einer erhöhten Sturz- und Unfallgefahr, dass Betroffene ihr Interesse an sozialen Interaktionen verlieren, es zum Verlust der Selbstständigkeit kommt und unter Umständen auch zum Bruch mit der Familie. Auch steigt das Risiko für die Entwicklung zusätzlicher psychischer Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen.

Die Behandlungsaussichten von älteren Suchterkrankten sind jedoch durchaus gut, insbesondere bei Abhängigkeiten, die sich erst im Alter manifestiert haben. „Betroffene sollten bei beginnender oder bestehender Suchterkrankung nicht zögern und auch von ihren Angehörigen dazu ermutigt werden, eine Beratungsstelle oder einen Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin aufzusuchen. Eine erfolgreiche Behandlung einer Suchterkrankung kann die körperliche Gesundheit fördern, die Teilnahme am sozialen Leben verbessern und die Lebensqualität der Betroffenen wieder steigern“, betont Prim. Dr. Georg Psota, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (ÖGPP), die ihren Sitz in Wien hat. Besonders gute Ansprechpartner sind Gerontopsychiater, die sich auf die Diagnostik und Behandlung von psychischen Erkrankungen im höheren Lebensalter spezialisiert haben und spezifische Behandlungsangebote für diese Altersgruppe bereithalten. „In zahlreichen Studien konnte mittlerweile gezeigt werden, dass Psychotherapien, welche die psychischen Befindlichkeiten älterer Menschen sowie die altersspezifische Lebenssituationen berücksichtigen, einen ähnlich großen Behandlungserfolg haben wie entsprechende Behandlungen bei jüngeren Menschen“, ergänzt Prim. Dr. Psota.

Abhängigkeiten, die im höheren Lebensalter auftreten, liegen oft in spezifischen biologischen und psychosozialen Belastungsfaktoren begründet. „Gerade ältere Menschen sind von einschneidenden Lebensveränderungen betroffen, die dann auch eine psychische Erkrankung begünstigen oder sogar verursachen können. Dazu zählen beispielsweise das Ende der beruflichen Tätigkeit, das vermehrte Auftreten von Krankheiten und insbesondere der Verlust des Partners, von Angehörigen oder Freunden, die zu Einsamkeit und Isolation führen können“, berichtet der Experte. „Durch diese Lebensveränderungen kann es dazu kommen, dass die gewohnten Bewältigungsstrategien nicht mehr greifen und die Entwicklung einer Suchterkrankung gefördert wird. Ebenso können sich Angsterkrankungen und Depressionen einstellen, die ihrerseits das Risiko für Suchterkrankungen erhöhen.“

Im Alter besteht darüber hinaus eine erhöhte Gefahr, eine Medikamentenabhängigkeit zu entwickeln. Bei Senioren sind die Abbauprozesse im Körper verlangsamt, so dass eine herabgesetzte oder nachlassende Wirkung von Medikamenten eine ständige Dosiserhöhung zufolge haben kann. „Bedenklich ist vor allem, die Einnahme von Schlaf-, Beruhigungs- und Schmerzmittel, die teilweise ein großes Suchtpotential haben, und darüber hinaus auch das Sturzrisiko erhöhen“, mahnt Prim. Dr. Psota. „Manch älterer Mensch gerät durch diese Medikamente in einen Teufelskreis aus Unsicherheit, Ängsten und ständiger Dosiserhöhung.“ Die Kombination von Alkohol und Medikamenten birgt eine besonders hohe Suchtgefahr, weil es hierdurch zu einer Potenzierung der Wirkung kommen kann.

Untersuchungen haben gezeigt, dass ein schädlicher Gebrauch von Alkohol bei 5-20 Prozent der über 60-jährigen ausgegangen werden muss und bis zu drei Prozent eine Alkoholabhängigkeit aufweisen. Ein problematischer Gebrauch von psychoaktiven Medikamenten (z.B. Beruhigungs-, Schlafmittel, etc.) beziehungsweise von Schmerzmitteln zeigt sich bei 5-10 Prozent der über 60-jährigen. Während Alkoholmissbrauch vor allem bei Männern vorkommt, neigen Frauen eher zur Abhängigkeit von Medikamenten.

(ain-red) Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.psychiater-im-netz.org. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des Patientenportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.