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Bei Alkohol- und Drogenmissbrauch sollten Kinder unbequeme Konsequenzen selber tragen

Wie lernen Kinder den Umgang mit gefährlichen Substanzen? Bei Alkohol: am besten als kontrollierten Umgang gemeinsam mit den Eltern. Bei Nikotin und erst recht bei illegalen Drogen: am besten gar nicht. Hier haben Eltern eine sehr wichtige Vorbildfunktion.

Wie lernen Kinder den Umgang mit gefährlichen Substanzen? Bei Alkohol: am besten als kontrollierten Umgang gemeinsam mit den Eltern. Bei Nikotin und erst recht bei illegalen Drogen: am besten gar nicht. Hier haben Eltern eine sehr wichtige Vorbildfunktion. Der erste Rausch durch Alkohol ist damit - entgegen dem was in vielen Familien gelebt und vorgelebt wird - kein zu „feierndes“ Ereignis seitens der Eltern, das das Erwachsenenwerden anzeigt und «eben mal passieren muss». Ein Vollrausch ist im Gegenteil ein Beweis dafür, dass ein Jugendlicher nicht einschätzen kann, wo sein Limit liegt. Das bedeutet für die Eltern, freundlich auf das Limit hinzuweisen, nicht wegzuschauen und es erleben zu lassen.

Entstehen einem Kind oder Jugendlichen aufgrund von voran gegangenem Drogen- oder Alkoholkonsum Unannehmlichkeiten, sollten sie diese Konsequenzen selber tragen, damit sie sich in der Folge eher kritisch mit den Zusammenhängen auseinander setzen. Möchte ein Kind beispielsweise aufgrund der Nachwirkungen des Konsums morgens nicht in die Schule, sollten Eltern es dazu anhalten, trotz «Katersymptomen» wie etwa Kopfschmerzen und Müdigkeit zum Unterricht zu gehen. Der Drogenkonsum eines Kindes sollte nicht entschuldigt oder gar gedeckt werden. Keinesfalls sollten Eltern gleich mit Kopfschmerztabletten oder ähnlichem gegensteuern. Auch sollte beispielsweise Erbrochenes von dem Kind selbst beseitigt werden, wenn es dazu in der Lage ist und nicht von den Eltern. „Im Zusammenhang mit Suchtmitteln ist konsequentes Verhalten wichtig und es gilt, Drogenkonsum nicht zu verharmlosen indem man die Kinder anschließend unterstützt. Kinder und Jugendliche unterschätzen fatalerweise die Gefahren und die Folgeprobleme, welche von Suchtmitteln ausgehen“, meint Prof. Dr. med. Renate Schepker von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) mit Sitz in Berlin. „Werden sie aus der Verantwortung für ihre Situation nach dem Drogenkonsum entlassen, bleiben die negativen Konsequenzen aus und es wird ihnen deutlich schwerer fallen, eine realistische Einstellung zu Alkohol und Drogen zu entwickeln.“

Haben Eltern den Verdacht, dass ihr Kind Drogen konsumiert, sollten sie sich ruhig und klar dazu äußern: weder sympathisierend noch vorwurfsvoll - aber sie sollten sich einmischen. Sinnvoll ist es, mit dem Kind in entspannter Atmosphäre ein ruhiges Gespräch zu führen und die Hintergründe dieses Verhalten zu verstehen. „Veränderungen eines Kindes, die vermutlich auf Drogenkonsum zurückgehen, können von den Eltern ganz konkret angesprochen werden. Wichtig dabei ist, dem Kind das Gefühl zu geben, dass man sich um es sorgt, dass man an möglichen Problemen Anteil nimmt und ihm helfen möchte, Probleme eventuell besser zu lösen oder den Umgang mit konsumierenden Freunden zu hinterfragen“, rät Prof. Schepker, die auch Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie am ZfP Südwürttemberg ist. „Vorwürfe oder eine Abwertung des Kindes sollten auch bei diesem Thema vermieden werden.“ Die Aufrechterhaltung eines vertrauensvollen Verhältnisses zwischen Eltern und dem Kind sowie beiderseitige Gesprächsbereitschaft sind wichtige Voraussetzungen beim Umgang mit der Drogenproblematik.

Schädlicher Gebrauch oder Abhängigkeit (heutzutage als „Substanzstörung“ zusammengefasst und wegen der gleitenden Übergänge bei Jugendlichen nicht mehr unterschieden) von psychoaktiven Substanzen wie Alkohol und Drogen entsteht nicht durch den einmaligen Kontakt mit dem Rauschmittel. Für die Aufrechterhaltung von problematischem Alkohol- oder Drogenkonsum spielen u.a. körperliche, psychische und soziale Faktoren eine Rolle. „Schlimmstenfalls ist es eine Entwicklung vom Probieren über Problembewältigung, das Aufgeben anderer Interessen, das Blockieren von Entwicklungsaufgaben, bis zum Nachlassen in den täglichen Anforderungen im Alltag und der Schule. Auch Suchterkrankungen in der Familie, insbesondere die Erkrankung eines Elternteils erhöhen das Risiko für ein Kind, selbst zum Dauerkonsumenten zu werden“, erklärt die Expertin. „Die meisten Jugendlichen hören nach schlechten Erfahrungen von selbst mit einem Probierkonsum auf. Da man aber nicht vorhersagen kann, ob ein Kind nur ausprobiert und dann aufhört, oder immer weitermacht, sollte jeder häufige Konsum als gefährlich betrachtet werden. Für Eltern ist es dann, wenn sie mit „Bordmitteln“, also ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, nicht weiterkommen gut, sich zum Beispiel in einer Drogenberatungsstelle zu informieren.“

Alkohol ist bei Kindern und Jugendlichen die am weitesten verbreitete psychoaktive Substanz. Erste Erfahrungen damit fallen in die Altersgruppe zwischen 12 und 17 Jahren. Alkohol und Tabak sind darüber hinaus als „Einsteigerdrogen“ zu bewerten. Ihr Konsum setzt die Hemmschwelle für den Gebrauch anderer Drogen herab und kann unter Umständen den Konsum von Marihuana und anderen illegalen Drogen einleiten.

Mehr Informationen unter www.kinderpsychiater-im-netz.de bzw. www.neurologen-und-psychiater-im-netz.de/npin/show.php3

Links: • Keine Macht den Drogen - Aktiv gegen Sucht und Gewalt: www.kmdd.de/Home.htm• Drogenberatung Online: www.drogenberatung-jj.de/index.php/beratung-online• Drugcom (BzgA): www.drugcom.de