Neurologen und Psychiater im Netz

Das Informationsportal zur psychischen Gesundheit und Nervenerkrankungen

Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Verdacht auf Suizidabsichten: Gefährdeten offen ansprechen

Wenn man das Gefühl hat, dass sich ein Mensch aus dem persönlichen Umfeld das Leben nehmen möchte, kann man ihn offen darauf ansprechen. Die Annahme, dass Personen, die von Selbstmord sprechen, dies nicht in die Tat umsetzten, ist falsch.

Wenn man das Gefühl hat, dass sich ein Mensch aus dem persönlichen Umfeld das Leben nehmen möchte, kann man ihn offen darauf ansprechen. „Ein ruhiges, sachliches und direktes Gespräch kann den Gefährdeten bereits entlasten, weil er mit jemandem über die quälenden Suizidgedanken reden kann“, erklärt Prof. Dr. Christian Haring, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (ÖGPP), die ihren Sitz in Wien hat. „Zudem sollte man dem Betroffenen zeigen, dass man für ihn da ist und bereit ist, ihm zu helfen. In einer akuten Krisensituation sollte man sich nicht davor scheuen, Verantwortung zu übernehmen und den Gefährdeten in eine psychiatrische Notfall-Ambulanz, zum Arzt oder in eine Klinik begleiten.“ Professionelle Hilfe zu organisieren ist der wichtigste Schritt überhaupt, um einen Menschen vor dem Suizid zu retten. Auch wenn Menschen ihren Tod ankündigen, müssen diese Äußerungen unbedingt ernst genommen werden. Die Annahme, dass Personen, die von Selbstmord sprechen, dies nicht in die Tat umsetzten, ist falsch.

In einem Gespräch sollte man sich verständnisvoll und stützend verhalten und es sollte das Zuhören im Vordergrund stehen. „Es ist gut, ernsthaft auf das einzugehen, was der Suizidgefährdete erzählt. Auch kann man danach fragen, wie es zu dieser Situation gekommen ist und ob man bei der Bewältigung der Probleme behilflich sein kann“, ergänzt Prof. Dr. Haring, der Leiter der Psychiatrie des Landeskrankenhauses in Hall in Tirol ist. Auf Zurückweisungen und unerfreuliche Reaktionen vom Betroffenen sollte man möglichst gelassen und geduldig reagieren. Sollte sich eine akute Krisensituation scheinbar entspannt haben, darf man den Gefährdeten nicht alleine lassen. „Eine abrupte Besserung bei Suizidgefährdeten kann mit einer besonders hohen Suizidgefahr verbunden sein. Plötzliche Erleichterung kann ein Hinweis darauf sein, dass der Betroffene seine Entscheidung, sich das Leben zu nehmen, bereits innerlich getroffen hat und mit seinem Gegenüber und dem Leben abgeschlossen hat“, warnt der Experte.

Ist ein Gespräch mit dem suizidgefährdeten Menschen nicht mehr möglich und er ist auch nicht dazu bereit, professionelle Hilfe aufzusuchen, sollte Hilfe von außen verständigt werden. „In Situationen, in denen man sich überfordert oder gar erpresst fühlt oder eine Selbst- oder Fremdgefährdung besteht, sollten man den Rettungsdienst und die Polizei verständigen“, rät der Experte. „Vermeiden sollte man in kritischen Situationen vermeintlich gute Ratschläge und Überredungs- und Aufmunterungsversuche. Diese können den Gefährdeten unter Umständen in seinem Gefühl von Ausweglosigkeit bestärken, was es zu vermeiden gilt. Denn Suizidgefährdete wissen in der Regel was zu tun ist, doch sind sie dazu in diesem Moment nicht in der Lage.“

Selbsttötung ist in vielen Fällen die Endstation eines langen Leidenswegs. Ursachen können schwere Lebenskrisen, der Verlust des Arbeitsplatzes oder Partners, schwere Erkrankungen oder Konflikte sein, die den Betroffenen an sich und seiner Umwelt verzweifeln lassen. Auch Drogen, Alkohol und andere Abhängigkeitserkrankungen können Menschen dazu treiben, sich das Leben nehmen zu wollen. „Eine Hauptursache für Selbsttötung ist die Erkrankung Depression aus der sich Erkrankte nicht selbst befreien können. Depressionen können jedoch erfolgreich behandelt werden, wenn man dafür sorgt, dass professionelle Hilfe in Anspruch genommen wird“, fügt Prof. Haring hinzu.

Die jährliche Anzahl der in Österreich durch Suizid verstorbenen Personen ist seit Ende der Achziger-Jahre rückläufig. Im vergangenen Jahr nahmen sich insgesamt 1.286 Menschen das Leben.

Mehr Informationen auch unter www.oegpp.at/html/05_NEWS/fs_news.htm bzw. www.oegpp.at/dokumente/OEGPP_Verdacht_auf_Suizidabsichten.pdf Suizidpräventionsplan Österreich: www.bmg.gv.at/home/Startseite/aktuelle_Meldungen/Pressekonferenz_zur_Suizidpraevention_SUPRA_Die Pressemeldung der ÖGPP ist mit Quellenangabe zur Veröffentlichung freigegeben.Bitte weisen Sie bei Verwendung im Printbereich auf das Informationsportal der ÖGPP, www.psychiater-im-netz.org, hin. Bei Online-Veröffentlichung erbitten wir eine Verlinkung auf die Website.