Verhaltenstherapie kann verhindern, dass bei Jugendlichen mit depressiven Eltern die Krankheit ebenfalls ausbricht. „Kinder, deren Eltern unter Depressionen leiden, haben ein 2- bis 3-fach höheres Risiko, ebenfalls depressiv zu erkranken. Eine neue Untersuchung zeigt, dass kognitive Verhaltenstherapie den Ausbruch der Erkrankung bei diesen Jugendlichen verhindern kann, allerdings nur, wenn die Eltern aktuell nicht erkrankt sind“, berichtet Dr. Maik Herberhold, Vorsitzender des Berufsverbandes für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (BKJPP) und bezieht sich dabei auf eine Studie von Forschern um Judy Garber von der Vanderbilt Universität in Nashville, USA. Die Arbeit wurde in der amerikanischen Fachzeitschrift JAMA veröffentlicht. Untersucht wurden 316 Heranwachsende im Alter von 13 bis 17 Jahren, die eine depressive Episode hinter sich hatten oder depressive Symptome zeigten. Je ein Elternteil litt entweder aktuell oder in der Vergangenheit an einer Depression. Eine Hälfte der Studienteilnehmer nahm an einer kognitiven Verhaltenstherapie teil. „In regelmäßigen Gruppentreffen mit 3 bis 10 anderen Patienten lernten die Teenager unter der Anleitung eines Therapeuten, wie sie negative Gedanken erkennen und ihre Auslöser vermeiden können“, erklärt Dr. Herberhold „Mit dieser Behandlung gelang es, die Zahl der depressiven Verstimmungen zu senken: Während von der Gruppe ohne therapeutische Unterstützung 32,7% mindestens einmal erkrankten, waren es in der Gruppe mit Verhaltenstherapie nur 21,4%.“ Besonders erfolgreich war die Prävention bei Jugendlichen, deren Eltern im Moment keine depressive Phase durchlebten. „In dieser Gruppe lag der Anteil erkrankter Jugendlicher nach der Verhaltenstherapie bei 11,7%, während ohne therapeutische Intervention 40,5% der Studienteilnehmer depressive Symptome zeigten. Für diejenigen Jugendlichen, bei denen ein Elternteil eine depressive Phase durchmachte, konnten die Therapeuten jedoch keine Verbesserung für die Jugendlichen erreichen“, erläutert der Kinder- und Jugendpsychiater.„Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung präventiver therapeutischer Maßnahmen bei Jugendlichen, die aufgrund depressiver Vorerkrankungen ihrer Eltern ein erhöhtes Risiko haben, selbst eine Depression zu entwickeln“, erklärt der BKJPP-Vorsitzende. „Durchleben die Eltern aktuell eine depressive Phase, ist es nicht für sie selbst, sondern auch für die Kinder sehr wichtig, dass sie ihre Depression durch eine Psychotherapie in den Griff bekommen. In für die Familie schwierigen Lebenssituationen sollten Eltern nicht zögern, mit dem Kind gemeinsam die Hilfe eines Kinder- und Jugendpsychiaters in Anspruch zu nehmen.“