Probleme müssen nicht unbedingt bei allen Kindern mit psychisch kranken Eltern auftreten. Es gibt völlig unterschiedliche Ausprägungen im Schweregrad der Probleme, sowie dem Grad der Belastung der Kinder, der in Wechselbeziehung zu deren Bewältigungsmöglichkeiten und verschiedenen protektiven Faktoren steht. Je nach Ausprägungen im Schweregrad der Probleme brauchen die Erkrankten jedoch eine Entlastung von der Erziehungsverantwortung. Die Kinder brauchen zusätzliche Bezugspersonen, die entsprechend die Einschränkungen des erkrankten Elternteils übernehmen oder ausgleichen können.
Einige protektive Faktoren können das Erkrankungsrisiko der Kinder und Jugendlichen senken:
- Die Kinder und Jugendlichen müssen darüber aufgeklärt sein, dass ihre Eltern krank sind und, dass sie nicht an dieser Erkrankung schuld sind,
- die Kinder und Jugendlichen sollten das sichere Gefühl haben, von ihrem erkrankten Elternteil geliebt zu werden,
- die Kinder und Jugendlichen benötigen eine verlässliche Beziehung zu einem nichterkrankten Erwachsenen,
- Freude, Spaß und Erfolg in anderen Lebensbereichen (z.B. Kindergarten, Schule) stärken die Kinder und Jugendlichen und machen sie widerstandsfähiger.
Unglücklicherweise beachten Familien, Fachleute und die Gesellschaft fast nur die Erkrankung des Elternteils und ignorieren dabei die Situation deren Kinder. Mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung für die Kinder psychisch kranker Eltern verhindert, dass die psychische Erkrankung von Generation zu Generation weitergegeben wird. Ärzte, Psychologen oder Mitarbeiter von Sozialdiensten, die mit psychisch kranken Erwachsenen arbeiten, müssen sich auch nach deren Kindern erkundigen. Besonders wichtig dabei ist die Frage nach der psychischen Gesundheit und emotionalen Entwicklung der Kinder.
Es ist oft sinnvoll, die Kinder und Jugendlichen einem Kinder- und Jugendpsychiater zur Untersuchung vorzustellen. Einzel- oder Familienpsychotherapie kann dem Kind trotz der psychiatrischen Erkrankung der Eltern bei einer gesunden Entwicklung helfen. Der Kinder- und Jugendpsychiater kann der Familie helfen, mit den positiven Anteilen zu Hause und den Stärken des Kindes zu arbeiten. Durch eine Therapie kann die Familie lernen, den Einfluss der psychischen Erkrankung der Eltern auf das Kind zu vermindern.