Diagnostik von Alkoholmissbrauch- und Abhängigkeit bei Kindern und Jugendlichen
In der Regel handelt es sich bei den Patienten um ältere Kinder oder Jugendliche. Daher werden zunächst meist die Betroffenen selber befragt und dann ergänzend Eltern oder andere Bezugspersonen. Die Diagnostik umfasst eine ausführliche Anamnese (Krankengeschichte).
Im Rahmen eines vertrauensvollen Gesprächs ermittelt der Facharzt für Kinder-und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie beispielsweise etwas, über das Konsumverhalten des Betroffenen, seine Erwartungen an den Konsum, sein Freizeitverhalten, sein soziales Umfeld sowie zu der Einstellung des Kindes oder Jugendlichen zum Alkohol und auch über seine Risikobereitschaft und sein Problembewusstsein. Unter anderem werden folgende Aspekte erfragt:
- das Kind/der Jugendliche trinkt zur Entspannung, oder weil er dazugehören möchte,
- das Kind/der Jugendliche konsumiert Alkohol alleine,
- das Kind/der Jugendliche hat einen regelmäßig - wöchentlich - konsumierenden Freund,
- in der Familie des Kindes/des Jugendlichen liegt ein Alkoholproblem vor,
- das Kind/der Jugendliche hat(te) ernsthafte Probleme mit den Schulleistungen, den Eltern, der Polizei aufgrund von Alkoholkonsum.
Da der eigene Alkoholmissbrauch oder Suchtprobleme oder der problematische Alkoholkonsum innerhalb der Familie häufig verheimlicht werden, helfen Fragebögen (wie z.B. der CAGE-Test) bei der Beantwortung der Fragen. Um therapeutische Maßnahmen gezielt einleiten zu können, ist eine Klassifikation des Störungsbildes - als „Probierer“, Suchtgefährdeter oder missbräuchlich Konsumierender bzw. Abhängiger - im Rahmen des diagnostischen Prozesses sinnvoll. Hierbei können auch labordiagnostische Möglichkeiten eingesetzt werden, um das Ausmaß des Alkoholkonsums zu erfassen.
Nicht selten liegt bei Alkoholmissbrauch bzw. Alkoholabhängigkeit zusätzlich eine andere psychische Störungen oder Erkrankung vor, wie z. B. eine Angststörung, Depression oder ADHS. Die Diagnose dieser möglichen Grunderkrankungen wird anhand geeigneter diagnostischer Verfahren gestellt. Gegebenenfalls werden neuropsychologische Testverfahren ergänzend eingesetzt, um Konzentration, Aufmerksamkeit, Lerngedächtnis und andere Funktionen zu prüfen.
Nicht zuletzt gehört auch das Erfassen möglicher körperlicher Schäden bzw. Symptome zur Untersuchung.