Intervention und Therapie bei Alkoholmissbrauch/ -abhänigkeit bei Kindern und Jugendlichen
Grundsätzlich ist es vorteilhaft, wenn Beratung und Hilfsangebote sowie therapeutische Maßnahmen den Betroffenen zum Zeitpunkt seiner Hilfesuche erreichen, da sich seine Therapiemotivation rasch verändern kann. Spezielle Therapieangebote (Spezialsprechstunden) eigenen sich besonders, da sie „niederschwellig“ angelegt sind und hier Hilfs- und Therapiemöglichkeiten gebündelt angeboten werden.
Bei Alkoholmissbrauch ist das Ziel der Therapie, eigene Denkprozesse beim Kind oder Jugendlichen anzuregen, ein Problembewusstsein bei ihm zu entwickeln und sein Selbstbewusstsein zu stärken. Auch gilt es, die Persönlichkeit des Betroffenen zu stabilisieren und zu stärken. Begleitend kann es sinnvoll sein, ihn im Rahmen einer Verhaltenstherapie dabei zu unterstützen, adäquate Bewältigungsstrategien beim Umgang mit Problemen oder Konflikten zu entwickeln. Auch die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie kommt als Behandlungsoption in Betracht. Liegen Grunderkrankungen wie z.B. ADHS, Depressionen oder Angsterkrankungen vor, werden sie behandelt.
Generelles Ziel einer Therapie bei einem abhängigen Jugendlichen ist es, ihn im eigenen Interesse zur Entwöhnung zu motivieren sowie ihm Möglichkeiten aufzuzeigen, die einen Rückfall verhindern. Eine motivierende Gesprächsführung ist vor allem dann von Bedeutung, wenn das Kind bzw. der Jugendliche selbst noch kein Problembewusstsein entwickelt hat oder bezüglich der Abstinenz unentschlossen ist. Bei jugendlichen Konsumenten ist eine klare Abstinenzorientierung Ziel der Behandlung. Für eine erfolgreiche Therapie ist es entscheidend, die Persönlichkeit des Jugendlichen zu stabilisieren und zu stärken, da das Selbstbewusstsein meist sehr reduziert ist.
Ist eine Entgiftung (Alkoholentzug) notwendig erfolgt diese meist stationär in einer speziellen Entgiftungsstation in einer kinder- und jugendpsychiatrischen Klinik unter ärztlicher Aufsicht und ggf. mit unterstützender medikamentöser Behandlung. In leichteren Fällen kann eine ambulante Entzugsbehandlung wahrgenommen werden.
Auch die psychotherapeutische Behandlung kann stationär (Kurzzeit- oder Langzeittherapie) erfolgen. Diese Maßnahme wird insbesondere dann empfohlen, wenn das Kind bzw. der Jugendliche sehr labil ist und schwere psychische und körperliche Störungen vorliegen oder der Betroffene keine ausreichende Unterstützung von seinem Umfeld bzw. seiner Familie erhält. Im Rahmen einer komplexen kinder- und jugendpsychiatrischen und psychotherapeutischen Suchtbehandlung werden verschiedene Verfahren kombiniert eingesetzt (Gruppentherapie, Einzeltherapie, Familientherapie, Ergotherapie, Mototherapie, pädagogische Verfahren, Sozialarbeit, Klinikschule).
Auch die Psychoedukation ist in der Regel ein Therapiebaustein. Die Aufklärung des Patienten über seine Erkrankung, deren Auswirkungen auf seinen Organismus, seine Psyche und sein gesamtes Umfeldes sowie auf die Gesellschaft sind eine wichtige Voraussetzung für die Motivation des Betroffenen und dessen erfolgreiche Therapie. Psychoedukative Maßnahmen dienen auch dazu, einen Rückfall frühzeitig und besser zu erkennen.