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Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Schwindelformen: Menière-Krankheit (Anfalls-Drehschwindel)

Beim Anfalls-Drehschwindel, oder auch Attackenschwindel genannt, handelt es sich um einen akut einsetzenden, meist ca. 30 Minuten, selten Stunden, andauernden Schwindel. Die Betroffenen klagen über heftiges Drehgefühl mit Fallneigung, das von Übelkeit begleitet sein kann.

Beispiel für eine schwere Form des Attackenschwindels ist der „Morbus Menière“ (Morbus = Krankheit), der erstmals von dem französischen Arzt Prosper Menière beschrieben wurde. Er tritt am häufigsten zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr auf, Männer erkranken öfter als Frauen. Bei dieser Schwindelform ist die Produktion der Innenohr-Flüssigkeit (Endolymphe) gestört. Es entsteht ein Überdruck im Innenohr, der zu einem wiederholten Einreißen feiner Membranen führt, welche diese Endolymphe umgeben und sie so von anderen Flüssigkeiten im Ohr trennen. Dadurch können plötzliche Flüssigkeits-Verschiebungen (Hydrops) auftreten. So kommt es gewissermaßen zu Messfehlern, die dann als vermeintlich echte Informationen weitergeleitet werden. Oft besteht gleichzeitig  während der plötzlichen Schwindelattacken eine Schwerhörigkeit, die ein paar Minuten bis zu Stunden andauern und mehrmals die Woche, aber auch nur einige Male im Jahr auftreten kann. Andere mögliche Symptome sind einseitige, meist tiefklingende Ohrgeräusche (Tinnitus), ein Druckgefühl auf dem betroffenen Ohr sowie heftiger Drehschwindel mit Augenrucken, Übelkeit, Schweißausbrüchen und Erbrechen. Die Beschwerden klingen über langsam ab. Wenn die Krankheit länger besteht, stellt sich zwischen den Anfallintervallen eine Innenohrschwerhörigkeit und manchmal auch eine Gleichgewichtsorganschädigung ein. Man nimmt inzwischen an, dass ein entzündlicher Prozess an der Entstehung der Krankheit beteiligt ist, die genaue Ursache bleibt aber unbekannt.

Die Beobachtung einer typischen Attacke mit den dabei auftretenden Augenbewegungs-Störungen (Nystagmus) kann bei der Diagnose der Erkrankung helfen. Doch nur bei ca. 20% der Betroffenen macht sich der Morbus Menière gleich mit allen typischen Beschwerden bemerkbar. Etwa 40% haben zu Beginn der Erkrankung einen Hörsturz, die übrigen 40% rein vestibuläre, d.h. das Gleichgewicht betreffende, Beschwerden. Das erschwert dem Arzt die Diagnose. Im späteren Verlauf können sich zusätzlich psychosomatische Beschwerden wie Angst, Misstrauen und Reizbarkeit entwickeln.

Therapie bei Attackenschwindel: Akut-Medikamente und psychische Betreuung

In der akuten Krankheitsphase ist die Gabe von Medikamenten sinnvoll, welche den Schwindel dämpfen (so genannte Antivertiginosa) und mögliche vegetative Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen vermindern. Wichtig ist auch die psychische Betreuung der Patienten, die unter den ständigen Ohrgeräuschen und der Angst vor dem Schwindel leiden. Zur Prophylaxe von erneuten Anfällen kann Betahistin in hohen Dosierungen von 3 x 24 bis 3 x 38 mg tgl. eingesetzt werden.

Fachliche Unterstützung: PD Dr.med. Mark Obermann, Essen (DGN)