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Angst wirkt sich auf Immunsystem aus

Längerfristiges und unkontrolliertes Angsterleben kann die Genaktivität beeinflussen, wovon nicht nur das Gehirn, sondern auch das Immunsystem betroffen ist.

Angst entsteht, wenn auf auslösende Stimuli eine übermäßige Stressreaktion folgt. Das ist ein wichtiger Schutzmechanismus des Körpers, wenn die Reaktion angemessen ist. Erfolgt sie unkontrollierbar und sind Betroffene länger solch extremen Stressreaktionen ausgesetzt, führt dies vermutlich zu epigenetischen Veränderungen, die sich ungünstig auf den Körper auswirken. Forscher des Helmholtz Zentrums München und des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie sind dem auf den Grund gegangen, indem sie Daten aus breiten Bevölkerungsgruppen mit denen von Patienten verglichen. So konnten sie ihre Ergebnisse im klinischen Umfeld replizieren. Zusätzlich überprüften sie ihre Erkenntnisse im Tiermodell.

Epigenetische Veränderungen spielen eine Rolle

Unter Epigenetik versteht man in der Biologie die Mechanismen und die Konsequenzen vererbbarer Veränderungen an Chromosomen-, die dabei nicht auf Veränderungen der DNA-Sequenz beruhen. Solche Modifikationen können die Aktivität eines Gens und somit die Entwicklung einer Zelle (zeitweise) bestimmen.

Den ersten Hinweis, wonach Immun-Gene Angst durch epigenetische Veränderungen beeinflussen, lieferte eine Studie an 1.522 Erwachsenen im Alter von 32 bis 72 Jahren. Die Forscher entnahmen zufällig ausgewählten Personen mit und ohne Angststörung Blutproben, um mehr über die sogenannte DNA-Methylierung zu erfahren. DNA Methylierung ist ein Teil der Epigenetik, ein wichtiger Vermittler zwischen Genen und Umwelt. Bei Personen, die unter Angstsymptomen litten, stellten die Wissenschaftler eine Zunahme der DNA-Methylierung eines bestimmten Gens (ASB1) um fast 50 Prozent fest. Das ASB1-Gen kann die Bildung von Zellen in verschiedenen Geweben, einschließlich Blut und Gehirn, anstoßen. Das bedeutet, dass dieses Gen nicht nur im Nervensystem, sondern auch im Immunsystem eine wichtige Rolle spielt.

Den zweiten und dritten Teil des Projektes wurde eine Studie an Patienten mit Angststörungen durchgeführt. Hierbei zeigte sich eine veränderte Regulierung von Stress und Angst durch das ASB1-Gen. Und auch bei Mäusen konnte die Bedeutung des ASB1-Gens für die Regulation von Stress und Angst nachgewiesen werden.

Dass Stress und Angst mit epigenetischen Veränderungen einhergehen, die nicht nur das Gehirn, sondern auch das Immunsystem beeinflussen, könnte einen wichtigen Ansatzpunkt für die Weiterentwicklung von Diagnose, Therapie und Prävention dieser häufigen psychischen Erkrankung sein. Die Resultate wurden vor Kurzem in der renommierten Zeitschrift „Neuropsychopharmacology“ veröffentlicht. Sowohl das MPI als auch das Helmholtz Zentrum München hat sich dem Ziel verschrieben, durch Grundlagenforschung die Basis für solche Weiterentwicklungen zu liefern.

Weitere Informationen:

www.psych.mpg.de/2314943/pm1604-angst-immunsystem

Quelle: Max-Planck-Institut für Psychiatrie auf idw