Im Mittelpunkt von ERGODEM stehen die Vorlieben und Wünsche des Patienten. Das kann Kaffeekochen oder die Bedienung des Radiogerätes sein. Die für die Therapie notwendige Sicherheit bietet den Menschen mit Demenz das häusliche Umfeld. Dem Ergotherapeuten gibt es die Möglichkeit, alltägliche Handlungen vor Ort zu beobachten und zu unterstützen. Auch die Wünsche der Angehörigen finden Gehör, ordnen sich jedoch zunächst denen des Betroffenen unter. Das heißt, erst stehen selbstständiges Kaffeekochen und Radiobedienen an und im Anschluss die gemeinsame Durchsicht der Vorräte nach abgelaufenen Lebensmitteln. Mittels Rollentausch regt der Therapeut die Angehörigen zudem dazu an, unrealistische Erwartungen gegenüber dem Erkrankten abzubauen.
Bevor es daran geht, die gewünschten Tätigkeiten wieder selbst zu meistern, identifiziert der Ergotherapeut die einzelnen Handlungsschritte und analysiert, worin die Schwierigkeiten liegen. So haben viele Alzheimer-Patienten Schwierigkeiten mit der richtigen Reihenfolge der einzelnen Handlungsschritte. Beim Kaffeekochen befüllen sie die Maschine beispielsweise mit Kaffee ohne zuvor einen Filter eingelegt zu haben. Der Therapeut führt die Handlungsabläufe schrittweise gemeinsam mit den Betroffenen aus. Die geführte Bewegung unterstützt sie darin, Wahrnehmungsreize zu ordnen und Bewegungs- und Handlungsabläufe zu verinnerlichen.
Individuelle Anleitungen, die Menschen mit Demenz in eigenen Worten formulieren, und farbliche Markierungen können beispielsweise das Bedienen elektrischer Geräte für sie erleichtern. Darüber hinaus schult der Ergotherapeut die Angehörigen darin, Verständnis für das Verhalten des Patienten zu entwickeln. So sollten sie beruhigend auf die Betroffenen einwirken und Handlungen Schritt für Schritt begleiten. Auf diese Weise erobern sich beide Seiten ein Stück Alltagsleben und damit Normalität zurück.
Die beschriebenen ergotherapeutischen Maßnahmen leiten sich aus den Ergebnissen der von 2008 bis 2011 durchgeführten ERGODEM-Studie ab. Ziel der Untersuchung war es, eine evidenzbasierte ergotherapeutische Behandlungsform zu entwickeln, die einen positiven Einfluss auf die Alltagskompetenz von Menschen mit Demenz hat. An der vom Bundesgesundheitsministerium geförderten Studie nahmen insgesamt 160 Patienten teil.
Aus: F. Kranz, Leitfaden par excellence – ERGODEM, ergopraxis 2015; 8 (9); S.18–24 (Thieme Verlag, Stuttgart. 2015)
Quelle: Pressemitteilung Thieme, FZMedNews