Für die Leistungsfähigkeit des Gehirns ist es wichtig, dass ein Nervenimpuls möglichst schnell und präzise an sein Ziel gelangt. Es ist schon lange bekannt, dass die Nervenbahnen, auch als Axone bezeichnet, diese Impulse weiterleiten. Im Laufe der Evolution entstand eine isolierende Hülle um die Axone, das Myelin, das die Leitungsgeschwindigkeit erhöht. Diese isolierende Hülle wird von dem zweiten Zelltyp des Nervensystems, den Gliazellen – einem Hauptbestandteil des Gehirns – gebildet. Wird Myelin krankheitsbedingt abgebaut, kommt es zu neurologischen Störungen, wie zum Beispiel bei Multipler Sklerose oder bei Morbus Charcot-Marie-Tooth.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) haben jetzt herausgefunden, dass Gliazellen nicht nur die Geschwindigkeit der Nervenleitung kontrollieren, sondern auch einen Einfluss auf die Genauigkeit der Signalleitung haben. Ohne Myelin kommt es zu kurzschlussartigen Vorgängen, die die Genauigkeit der Reizweiterleitung beeinflussen. Die Forschungsergebnisse sind im Fachmagazin „Nature Communications“ erschienen.
Die Funktion von Gliazellen als aktive Modulatoren von Geschwindigkeit und besonders der Präzision der Erregungsleitung ist bislang nicht beschrieben worden. „Durch unsere Forschung wird die Rolle der Gliazellen als aktive Komponente des Nervensystems deutlich. Mit den neuen Erkenntnissen schaffen wir auch eine Grundlage für ein besseres Verständnis von einigen Symptomen bei Erkrankungen des Nervensystems“, fasst Christian Klämbt vom Forscherteam des Instituts für Neuro- und Verhaltensbiologie der WWU zusammen.
Quelle und mehr Informationen: Westfälische Wilhelms-Universität Münster