Neurologen und Psychiater im Netz

Das Informationsportal zur psychischen Gesundheit und Nervenerkrankungen

Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Hirnforschung: Erinnerungen kommen schneller als gedacht

Das Gehirn kann Erinnerungen schneller abrufen als bislang angenommen. Das hat ein Forscherteam um den Magdeburger Neurowissenschaftler Emrah Düzel bei einem Gedächtnistest mit 31 Probanden festgestellt.

Das Gehirn kann Erinnerungen schneller abrufen als bislang angenommen. Das hat ein Forscherteam um den Magdeburger Neurowissenschaftler Emrah Düzel bei einem Gedächtnistest mit 31 Probanden festgestellt. Diese sollten zuvor gezeigte Wörter identifizieren. Deutlich weniger als eine halbe Sekunde nach dem erneuten Erscheinen eines Begriffs setzte bei den Versuchsteilnehmern der Erinnerungsprozess ein. Bisherige Untersuchungen hatten auf eine längere Reaktionszeit hingedeutet. Die Studie ist in der renommierten Fachzeitschrift „Current Biology“ erschienen.Den Forschern gelangen noch andere Einblicke in die Arbeitsweise des Gedächtnisses. Sie konnten nachweisen, dass der „Hippocampus“ – eine zentrale Schaltstelle des Gehirns – konkrete Erinnerungen wachruft, an der Entstehung eher diffuser Bekanntheitsempfindungen jedoch nicht beteiligt ist. Dieser Befund gibt Hinweise darauf, wie das Erinnerungsvermögen durch die Alzheimerkrankheit beeinträchtigt wird. Unser Gehirn bedient sich eines breiten Repertoires an Gedächtnisinhalten. Ob wir eine Melodie wiedererkennen, uns an den Geburtstag des Lebenspartners erinnern oder beim Fahrradfahren unbewusst antrainierte Bewegungsabläufe abrufen – die Vorgänge in unserem Kopf unterscheiden sich von Fall zu Fall. Welche Bereiche des Gehirns jeweils beteiligt sind, ist eine zentrale Frage der Gedächtnisforschung. Ein wichtiger Akteur ist bekanntermaßen der „Hippocampus“. „Dieses Gehirnareal ist eine Schaltstelle für die Verarbeitung von Gedächtnisinhalten und für das Langzeitgedächtnis enorm wichtig“, erläutert Professor Düzel, der am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Magdeburg und an der dortigen Otto-von-Guericke-Universität forscht. „Menschen, deren Hippocampus verletzt ist, können sich an Vergangenes nicht oder nur schwer erinnern und sich Neues nur für kurze Zeit merken.“Originalveröffentlichung: „A Rapid, Item-Initiated, Hippocampus-Dependent Neural Signature of Context Memory in Humans”, Aidan J. Horner, David G. Gadian, Lluis Fuentemilla, Sebastien Jentschke, Faraneh Vargha-Khadem and Emrah Düzel, Current Biology, online unter: www.cell.com/current-biology/retrieve/pii/S0960982212013103Quelle: Pressemitteilung Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE)