Nach einem Schlaganfall können viele nicht mehr richtig gehen oder stehen, weil sie unter Lähmungen und Koordinationsstörungen leiden. Mithilfe eines Hirnschrittmachers können solche Lähmungen rückgängig gemacht werden, dies beweisen Untersuchungen von Wissenschaftlern der Universitätskliniken Essen und Würzburg. Die Ergebnisse wurden kürzlich im internationalen Fachjournal Annals of Neurology veröffentlicht.
Prof. Dr. Christoph Kleinschnitz, Direktor der Klinik für Neurologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen an der Universitätsmedizin Essen: „Im Versuchsstadium mit Tieren zeigte sich bereits, dass es dank eines Hirnschrittmachers möglich ist, gelähmte Glieder nach einem Schlaganfall wieder beweglich zu bekommen. Das ist ein wichtiger Etappensieg, der sich hoffentlich auch bald in den klinischen Alltag übertragen lässt.“
Ein Drittel der Patienten kann nicht alleine laufen
Der Schlaganfall ist weltweit die häufigste Ursache für eine körperliche Behinderung im Erwachsenenalter. Sehr oft Patienten können nicht mehr richtig laufen, weil sie Lähmungserscheinungen und Koordinationsstörungen entwickeln. Kleinschnitz: „Obwohl sich die Behandlungsmöglichkeiten in der Frühphase eines Schlaganfalls in den letzten Jahren deutlich verbessert haben, kann rund ein Drittel der Patienten nach einem Jahr immer noch nicht selbständig gehen. Es gibt leider auch noch keine Medikamente, um diesen Heilungsprozess zu beschleunigen.“
Ein Hirnschrittmacher gibt über eine speziell in das Gehirn implantierte Elektrode elektrische Impulse an das Gewebe ab. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass die so angeregte Region im Hirnstamm, die die Bewegungen steuert, dafür sorgt, dass sich die betroffenen Ratten wieder bewegen konnten. Kleinschnitz: „Wir waren überrascht, wie deutlich sich das Gangbild der behandelten Tiere verbesserte. Ihre Schritte waren fast normal lang und schnell. Außerdem machten sie weniger Fehler bei komplexen Gehtests.“
Bei Parkinsonerkrankten gehört das Einsetzen eines Hirnschrittmachers bereits zu den gängigen Verfahren. Die Forscher hoffen nun, diese Methode zukünftig auch bei bestimmten Schlaganfallpatienten anwenden zu können. Dazu müssen sie aber zunächst noch genauer herausfinden, welche speziellen Nervenzellen im Hirnstamm stimuliert werden müssen und wie die Langzeitwirkung dieses Verfahrens ist.
Quelle: Universität Duisburg-Essen auf idw