Sechs bis zwölf Prozent der Bevölkerung westlicher Industrienationen leiden am so genannten primären Restless-Legs-Syndrom (RLS), dessen Ursache bislang unbekannt ist. Ein Bewegungsdrang in den Beinen zusammen mit Kribbeln, Ziehen oder Reißen raubt den Betroffenen oft den Schlaf. Die Diagnosefindung ist bisher mit einem einzelnen Verfahren nicht möglich. Erschwerend kommt hinzu, dass es neben dem primären RLS auch eine sekundäre Form gibt, die mit einer Erkrankung feiner Nervenfasern (der sog. Small Fiber Neuropathie) assoziiert ist.
Jetzt konnten Göttinger Forscher um Dr. Cornelius Bachmann in Kooperation mit Dr. Roman Rolke von der Universität Mainz zeigen, dass eine Unterscheidung zwischen den zwei Formen des RLS mit einfachen Tests möglich ist. Wie sie in der Fachzeitschrift Brain (Band 133/3, Seite 762-770) berichten, konnten sie anhand eines im Deutschen Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz (DFNS) entwickelten Untersuchungsverfahrens charakteristische Schmerzprofile für Patienten mit einem primären und sekundären Restless-Legs-Syndrom beschreiben. Damit sind Rückschlüsse möglich, welche Therapie für welche Patienten am ehesten geeignet ist.
Die Unterscheidung wurde mit Hilfe der Quantitativ Sensorischen Testung (QST) nach DFNS-Standard ermöglicht. Diese erfolgt mit einfachen Mitteln wie Pinsel oder Wattebausch auf der Haut und erfasst mit insgesamt 13 Parametern die Wahrnehmungs- und Schmerzschwellen für Kälte, Wärme und diverse mechanische Reize. Damit lässt sich das Schmerzprofil der einzelnen Patienten bestimmen. Die Untersuchung von 21 Patienten mit primärem RLS sowie von 13 Patienten mit sekundärem RLS assoziiert mit Small Fiber Neuropathie im Vergleich zu 20 gesunden Probanden kam zu folgendem Ergebnis: Während alle Patienten besonders empfindlich auf spitze Nadelreize waren, nahmen Patienten mit primärem RLS Druck und Vibration stärker wahr. Patienten mit sekundärem RLS mit Erkrankung feiner Nervenfasern zeigten hingegen eine erhöhte Wahrnehmungsschwelle für Kälte und Wärme.
„Mit der QST können wir nicht nur zwischen den beiden Formen des Restless-Legs-Syndroms unterscheiden – wir sind damit auch in der Lage, die Therapie zu optimieren“, freuen sich Dr. Bachmann und Dr. Rolke. Patienten, die ein sekundäres RLS assoziiert mit einer Erkrankung feiner Nervenfasern haben, helfen eher Medikamente gegen Nervenschmerzen. Patienten mit einer primären RLS profitieren dagegen eher von Wirkstoffen, die wie der Nervenbotenstoff Dopamin wirken.