Bei der Behandlung von Multiple Sklerose eröffnet ein weiterer Therapieansatz durch ein neues Medikament zusätzliche Möglichkeiten, betroffenen Patienten zu helfen. Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Bei MS-Patienten werden Teile der Nervenfasern zerstört, die maßgeblich an der Weiterleitung von Impulsen beteiligt sind, aber auch Nervenfasern und -zellen selbst. Die Schädigungen gehen auf autoimmunologische Prozesse zurück an denen auch Lymphozyten beteiligt sind, d.h. das eigene Abwehrsystem ist fehlgesteuert und kämpft gegen körpereigene Substanzen. Dadurch kommt es unter anderem zu Lähmungserscheinungen, es können Muskeln nicht mehr richtig koordiniert oder Sinnessignale nicht korrekt weitergegeben werden.
Der Wirkstoff Fingolimod reduziert durch seinen Wirkmechanismus die Einwanderung krankheitsverursachender Lymphozyten ins zentrale Nervensystem, indem diese zerstörerischen Zellen in den Lymphknoten zurückgehalten werden. Dadurch können neuronale Entzündungen und die Zerstörung von Nervengewebe reduziert werden. Es kommt dabei jedoch zu keiner generellen Unterdrückung des Immunsystems (Immunsupression).
Das Medikament ist seit März dieses Jahres zur Behandlung von Erwachsenen mit schubförmiger Multipler Sklerose zugelassen, die trotz Therapie mit Interferon-Präparaten eine hohe Krankheitsaktivität zeigen oder an einer rasch voranschreitenden Verlaufsform leiden. Es wurde mit dem Innovationspreis der Pharmazeutischen Zeitung ausgezeichnet - auch weil es besonders patientenfreundlich eingenommen werden kann. Es kann in Form einer Kapsel einmal täglich geschluckt werden. Weil Schwierigkeiten bei der Anwendung gängiger MS-Arzneimittel (Basistherapeutika) sowie Nebenwirkungen bei den Patienten teils zu einer schlechten Therapietreue bis hin zum Abbruch der Behandlung führen, seien solch einfach anzuwendende Präparate grundsätzlich wünschenswert, erklärte ein Jury-Mitglied der Pharmazeutischen Zeitung.Rund 130.000 Menschen in Deutschland leiden unter Multipler Sklerose.Quelle: Pharmazeutische Zeitung/aponet