Die Ergebnisse einer neuen Studie werden von Experten als Durchbruch in der modernen Schlaganfallprävention angesehen. Der Wirkstoff Apixaban vermochte das Risiko für Schlaganfälle deutlich zu verringern.
In dieser AVERROES-Studie wurden 5.599 Patienten mit Vorhofflimmern eingeschlossen, die entweder Marcumar nicht einnehmen wollten oder bei denen nach Ansicht des behandelnden Arztes Gegenanzeigen gegen Marcumar bestanden. Diese Patienten wurden zur einen Hälfte mit dem neuen Gerinnungshemmer Apixaban 5 mg zweimal täglich oder mit Aspirin in Tagesdosen zwischen 81 und 344 mg am Tag behandelt. Das Studienziel lag darin, Schlaganfälle zu verhindern. „Die Studie wurde vorzeitig abgebrochen, da sich eine hoch signifikante Verminderung von Schlaganfällen in der Patientengruppe ergab, die mit Apixaban behandelt wurde“, berichtet Prof. Diener. Die relative Risikominderung betrug 55 Prozent, die Zahl von Blutungskomplikationen war für beide Behandlungen gleich.
Prof. Hans Christoph Diener von der Neurologischen Universitätsklinik in Essen war an der Studie maßgeblich beteiligt. Er leitete das Adjudizierungskomitee. Adjudizierung bedeutet, dass in einer verblindeten Studie, in der Ärzte und Patienten nicht wissen, welches der beiden Medikamente sie einnehmen, Ereignisse wie Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Todesfälle von einem unabhängigen Komitee aus Experten begutachtet werden und endgültige Diagnosen gestellt werden. Die Studie wurde jetzt auch auf der Pressekonferenz der American Heart Association von Prof. Diener vorgestellt.
Zum Hintergrund:Vorhofflimmern ist eine bei älteren Menschen häufig vorkommende Herzrhythmusstörung, bei der das Herz unregelmäßig schlägt. Neben der Tatsache, dass dies subjektiv sehr unangenehm ist, kann es durch den unregelmäßigen Herzschlag zur Bildung von Blutgerinnseln im Herz kommen, die abreißen und ins Gehirn gelangen und dort Blutgefäße verstopfen können. Daraus resultiert dann ein Schlaganfall. Menschen mit Vorhofflimmern haben ein fünffach höheres Schlaganfallrisiko als Menschen ohne. Vor mehr als 50 Jahren wurde entdeckt, dass eine weitgehende Ausschaltung des Gerinnungssystems durch so genannte. Vitamin K-Antagonisten - in Deutschland vorwiegend Marcumar - das Schlaganfallrisiko bei Patienten mit Vorhofflimmern um etwa 70 bis 80 Prozent senken kann. Allerdings lehnen fast die Hälfte aller Patienten, denen eine orale Antikoagulation mit Vitamin K-Antagonisten empfohlen wird, diese ab oder es bestehen Gegenanzeigen wie beispielsweise Schwierigkeiten, regelmäßige Kontrollen der Blutgerinnung durchzuführen.
In den letzten Jahren wurde eine ganze Reihe von neuen Substanzen entwickelt, welche ebenfalls zu einer Hemmung der Blutgerinnung führen aber die meisten Nachteile, die Vitamin K-Antagonisten haben, nicht aufweisen. Diese Substanzen können in einer festen Dosis unabhängig von Größe, Gewicht, Alter und Geschlecht gegeben werden und führen zu einer zuverlässigen Hemmung der Blutgerinnung, ohne dass Gerinnungskontrollen im Labor notwendig sind. Eine solche Substanz ist Apixaban.