Der Pflegereport der Barmer GEK für das Jahr 2010 prognostiziert eine wachsende Anzahl dementer Menschen für die kommenden Jahre. Zwei von drei Bundesbürgern werden dement oder pflegebedürftig. Auf die Sozialkassen in Deutschland rollt deshalb in den kommenden Jahren eine Kostenlawine in womöglich zweistelliger Milliardenhöhe zu. Bereits 2014 müssen die Pflege- Beitragssätze laut Studie erhöht werden.
Derzeit wird mehr als jeder dritte Bundesbürger im Laufe seines Lebens altersverwirrt, bei den Frauen sogar jede zweite. Die Zahl von 1,2 Millionen Demenzkranken wird sich laut Report bis 2060 auf 2,5 Millionen mehr als verdoppeln - der Anteil steigt dann auf rund vier Prozent. „Die Zahlen zeichnen ein ungemütliches Szenario“, so der der Vorstandsvize der Barmer GEK, Rolf-Ulrich Schlenker. Nach Ansicht von Studienautor Heinz Rothgang von der Bremer Universität seien von den Dementen zwei Drittel pflegebedürftig. Angesichts von Mehrkosten für Demente von 10 000 Euro im Vergleich zu Nicht-Dementen drohen denPflege- und in geringerem Maß den Krankenkassen enorme Zusatzlasten. Werden die vielfach eher geringen Leistungen für Altersverwirrte in der Pflegeversicherung erhöht, steigen die Kosten weiter.
Insgesamt 58 Prozent der Männer und 76 Prozent der Frauen werden im Lauf ihres Lebens dement oder aus anderen Gründen pflegebedürftig - etwa zwei Drittel der 82 Millionen Bundesbürgern. Berechnet wurden die Zahlen anhand der Anteile unter den Todesfällen. Im Moment gibt es 2,3 Millionen Pflegebedürftige. Der Anstieg geht vor allem auf die wachsende Zahl der Älteren zurück.
Bereits 2012 oder spätestens 2013 werde die Pflegeversicherung ein Defizit einfahren, prognostizierte Rothgang. Dann würden höhere Beiträge fällig. Dringend müsse der Bedarf auf immer mehr Demenz ausgerichtet werden, forderte Schlenker. „Wir sind zukünftig auf eine hohe Zahl von Pflegeheimen angewiesen.“ Zu Hause könnten Altersverwirrte oft nicht versorgt werden. Der Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung, Eugen Brysch, sagte: „Wir haben einen Pflegermangel.“ Deutschland sei nicht auf den steigenden Bedarf vorbereitet.