Essstörungen wie beispielsweise die Magersucht oder die Ess-Brechsucht sind schwere psychische Erkrankungen, die mit einem gestörten Körperbild oder Körperschema einhergehen. In den vergangenen Jahren haben die Vielfalt und Häufigkeit solcher Störungen zugenommen und verbreiten sich auch beim männlichen Geschlecht. „Menschen mit einer Körperbildstörung nehmen sich beim Blick in den Spiegel völlig anders war als ihre Umwelt sie sieht. Sie haben auf sich selbst bezogen eine eingeengte, sehr subjektive Wahrnehmung und sehen beispielsweise ihre Körpersilhouette weit entfernt vom persönlichen Idealbild. Während betroffene Frauen ihren Körperumfang oft überschätzen, empfinden sich Männer als zu schmächtig und zu wenig muskulös“, erläutert Dr. Christa Roth-Sackenheim vom Berufsverband Deutscher Psychiater (BVDP). Das eigene Körperbild entwickelt sich im Zuge der Identitätsbildung und ist eng an den sozialen Kontext gebunden, in dem Menschen aufwachsen. Bestimmte Schönheitsideale und Wertvorstellungen aber auch Rollenerwartungen, die früh an junge Menschen herangetragen werden, können Menschen unbewusst unter Druck setzen. Liegen gleichzeitig Selbstwertprobleme vor, kann sich eine Körperschemastörung entwickeln, bei der Betroffene eine verzerrte Wahrnehmung bezüglich ihrem Körper haben. Essstörungen und Körperschemastörungen sind jedoch grundsätzlich von vielen verschiedenen Faktoren abhängig, wie biologischen Aspekten, persönlichkeitsbedingten Faktoren sowie weiteren sozialen Einflüssen und dem familiären Umfeld.
Übermäßige Beschäftigung mit dem Körper sind Anzeichen
Symptome von Essstörungen treten bei beiden Geschlechtern ähnlich auf, wobei Männer eher dazu neigen, über Sport und exzessive körperliche Aktivität eine Optimierung von Gewicht und Figur zu erzielen. „Gemein ist allen Betroffenen eine ständige Beschäftigung mit dem eigenen Aussehen, dem Körpergewicht und der Nahrungsaufnahme. Das Selbstwertgefühl ist stark an das eigene Gewicht und die eigene Figur bzw. Körpersilhouette gekoppelt“, meint die Psychiaterin und Psychotherapeutin. Essstörungen verlaufen bei Männern ähnlich krankhaft wie bei Frauen. Sie werden jedoch oft länger übersehen und erst später diagnostiziert, weil sie typischerweise eher Frauen zugerechnet werden. „Die Kombination aus Muskel- und Magersucht kann schleichend zum Teufelskreis werden, aus dem Betroffene ohne professionelle Hilfe nicht herauskommen. Ein möglichst frühzeitiger Therapiebeginn verbessert die Behandlungsaussichten und verringert das Risiko für gravierende gesundheitliche Schäden“, betont Dr. Roth-Sackenheim. Begonnen werden sollte eine ambulante oder stationäre Therapie möglichst schon im Anfangsstadium der Erkrankung. Das komplexe Zusammenspiel zwischen körperlichen und psychischen Symptomen erfordert ein vielschichtiges Behandlungskonzept mit fachübergreifender Betreuung.
Nach der repräsentativen Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) leiden 1,5 % der Frauen und 0,5 % der Männer unter Essstörungen. Insbesondere bei Männern geht man davon aus, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt.
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