Ärzte und Wissenschaftler des Universitätsklinikums Tübingen konnten in einem - von der Landesstiftung Baden-Württemberg geförderten - Projekt nachweisen, dass Ausdauerbelastung eine Ausschüttung von zuvor vermindertem Nervenwachstumfaktor bei wiederkehrenden Depressionen bewirkt. Die Studie zeigt somit einen antidepressiven Wirkmechanismus von Ausdauersport auf. Sie wurde kürzlich im International Journal of Neuropsychopharmacology, 1 - 8, 2010 publiziert.
Mens sana in corpore sano - das berühmte Sprichwort zum gesunden Geist im gesunden Körper ist schon über 2000 Jahre alt und immer noch aktuell. Neuere Forschungen haben gezeigt, dass Ausdauersport bei wiederkehrenden Depressionen hilfreich sein kann. Viele Sportler beschreiben eine Stimmungsaufhellung und Stimmungsstabilisierung durch regelmäßigen Ausdauersport wie Radfahren, Walken oder Schwimmen. Wissenschaftler der Tübinger Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, des Geriatrischen Zentrums am Klinikum, der Radiologischen Universitätsklinik und der Medizinischen Universitätsklinik jetzt einen Baustein im Verständnis des bereits seit vielen Jahren beschriebenen antidepressiven Effekts der Ausdauerbelastung nachweisen. Dazu unterzogen sich in der Studie ältere Menschen mit wiederkehrenden Depressionen einer Ausdauerbelastung über 30 Minuten mit einem Fahrradergometer. Vor und nach der Belastung wurde die Konzentration der Nervenwachstumsfaktors BDNF (brain-derived neurotrophic factor) im Blut gemessen. Im Vergleich zu gesunden, niemals depressiven älteren Frauen war der BDNF-Spiegel vor der Ausdauerbelastung erniedrigt. Bei den depressiven Studienteilnehmern normalisierte sich durch die Ausdauerbelastung der Spiegel des Nervenwachstumsfaktors, der für die Depressionsentstehung eine zentrale Rolle spielt. Damit konnte erstmalig gezeigt werden, dass Ausdauerbelastung bei depressiven Frauen die Konzentration des Nervenwachstumsfaktors normalisiert und dies eine Ursache der stabilisierenden und stimmungsaufhellenden Wirksamkeit des Ausdauersports bei Menschen mit Depressionen sein kann. Weitere Studien, insbesondere mit Menschen mit beginnenden Gedächtnisstörungen im Alter sind geplant.