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Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Cannabis-Missbrauch: Bei möglichen Psychose-Anzeichen helfen Früherkennungszentren

Charakteristisch für die Wirkung von Cannabis ist das breite Spektrum psychischer Effekte. So werden das Fühlen, das Denken, das Gedächtnis und die Wahrnehmung beeinflusst. Der intensive Konsum von Cannabis in jungen Jahren kann möglicherweise das Auftreten von Psychosen fördern.

Eine Psychose bezeichnet eine Gruppe schwerer psychischer Störungen, bei denen die Erkrankten die Realität verändert wahrnehmen oder verarbeiten. Das Krankheitsbild ist sehr vielfältig: Betroffene haben typischerweise Halluzinationen und/oder Wahnvorstellungen und/oder schwerwiegende Denkstörungen. „Bei Menschen mit einer vorbestehenden Vulnerabilität, also Anfälligkeit für die Entwicklung von Psychosen, kann der vermehrte Konsum von Cannabis eine Psychose auslösen. Das Risiko erhöht sich offenbar, je jünger die Personen beim Erstkonsum sind“, berichtet Prof. Dr. Benno Schimmelmann von der Schweizerischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (SGKJPP) mit Sitz in Bern. Psychosen im Jugendalter können akut auftreten, beispielsweise auch im Rahmen einer drogeninduzierten Psychose, oder schleichend, d.h. mit einer langen Vorlaufphase. „Bemerken junge Menschen selbst Veränderungen an sich, was bei einem grossen Teil der Betroffenen vor Ausbruch der manifesten Psychose der Fall ist, können sie sich an ein Früherkennungszentrum wenden. Früherkennungszentren können eine Risikoabschätzung vornehmen und gegebenenfalls Hilfe anbieten, noch bevor Betroffene in eine schwere psychotische Krise geraten und sich Beeinträchtigungen auf ihre Ausbildung oder ihren Beruf auswirken“, rät der Experte. Bei entsprechenden Symptomen, sollte man sich am besten früh um professionelle Abklärung und Hilfe kümmern.

Der akuten Psychose gehen Frühsymptome voraus

Im zeitlichen Verlauf einer Psychose-Erkrankung tritt lange Zeit vor Ausbruch der akuten Psychose häufig zunächst ein sogenanntes prodromales Syndrom auf. Dabei handelt es sich u.a. um Symptome einer akuten Psychose, die sich in abgeschwächter Form zeigen. Andere Beschwerden, wie zum Beispiel sozialer Rückzug, sind jedoch sehr unspezifisch und können auch einen anderen Hintergrund haben, weswegen eine sorgfältige Diagnostik wichtig ist. „Erkrankungsbedingte Veränderungen können in Form einer verminderten Aufmerksamkeit, Konzentration sowie reduziertem Antrieb, Energie und Motivation bestehen. Auch Veränderungen der Wahrnehmung von sich selbst, von anderen oder der Umwelt können auftreten. So können beispielsweise Veränderungen von Farben, Formen, Gesichtern und Distanzen wahrgenommen werden oder auch Stimmen gehört werden, die andere nicht hören“, schildert Prof. Schimmelmann. „Emotionale Beeinträchtigungen bestehen häufig in gedrückter Stimmung und/oder Ängstlichkeit. Auch leichte Irritierbarkeit, innere Anspannung und Misstrauen sind mögliche Symptome.“ Das Umfeld registriert oft eine Verschlechterung der schulischen oder beruflichen Leistungsfähigkeit sowie einen sozialen Rückzug des Betroffenen.

In der Phase eines sogenannten Risikosyndroms kann die Erkrankung erkannt und behandelt werden, bevor sie sich manifestiert. Der Erkrankungseintritt kann verzögert werden und der Verlauf abgeschwächt werden. „In einer ersten Abklärung, die weitere Risikofaktoren mit einschließt, kann oft bereits eingeschätzt werden, ob tatsächlich ein erhöhtes Psychose-Risiko vorliegt. Bei Risiko-Patienten ist eine weiterführende Diagnostik sinnvoll, an die gegebenenfalls eine Behandlung angeknüpft wird“, ergänzt Prof. Schimmelmann. „Es ist dann zunächst sehr wichtig, der symptombedingten Verunsicherung der Betroffenen entgegenzuwirken, die oft als sehr belastend empfunden wird. Außerdem ist für viele entlastend, dass diese Risikosymptome teils mit Behandlung weggehen können und nur in etwa 30% in den Folgejahren in eine Psychose münden.“ Die Früherkennung und Frühbehandlung von Personen mit erhöhtem Psychose-Risiko gilt als vielversprechend, um die weitreichenden negativen Konsequenzen psychotischer Störungen zu reduzieren. Insbesondere im Kindes- und Jugendalter ist eine Abklärung jedoch sehr anspruchsvoll, da entwicklungsbezogene Besonderheiten bei der Diagnostik berücksichtigt werden müssen und Kriterien, die sich bei der Abklärung bei Erwachsenen als geeignet herausgestellt haben, sich nicht einfach auf Kinder und Jugendliche übertragen lassen.

Psychosen treten bei Männern und Frauen gleichermaßen auf und sind relativ häufig. Weltweit erkranken ca. 3-4% der Bevölkerung im Laufe des Lebens an einer Psychose. Viele Formen von Psychosen beginnen zwischen der Pubertät und dem 35. Lebensjahr.

Links
Früherkennungszentren:

www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/psychosen/links-frueherkennungzentren/

Quellen

www.gdk-cds.ch/fileadmin/docs/public/gdk/Themen/Psychiatrieplanung/Parallel1/3_Schimmelmann_Homepage.pdf

www.medicalforum.ch/pdf/pdf_d/2004/2004-24/2004-24-115.PDF


www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/psychosen/was-sind-psychosen/