Gelenkbeschwerden finden sich häufig im Verlauf einer chronischen Lyme-Borreliose, auch wenn sie mitunter nur zeitweise oder an unterschiedlichen Gelenken auftreten. Sie sind aber unspezifisch und keineswegs beweisend für eine Borreliose. „Eine Entzündung des Kniegelenks, die so genannte Gonarthritis, kommt besonders im Spätstadium einer Borreliose vor - doch müssen auch hier andere Ursachen der Entzündung immer in Erwägung und gezogen werden“, sagt Prof. Günter Ochs, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). „Vom Spätstadium oder einer chronischen Borreliose spricht man, wenn die Beschwerden mehr als sechs Monate nach Infektionsbeginn auftreten oder noch vorhanden sind.“ Krankheitssymptome können sich dabei nahtlos an das Frühstadium anschließen oder sich nach einem beschwerdefreien Intervall von Monaten bis Jahren entwickeln. Zuweilen wird das Frühstadium der Borreliose, welches einige Tage nach dem Eindringen des Bakteriums Borrelia burgdorferi in den Körper nach dem Stich einer infizierten Zecke eintritt, gar nicht bemerkt. Setzen sich die Bakterien in Geweben des Körpers fest, die durch Medikamente schlecht erreicht werden, wie z.B. im Bindegewebe oder Nervengewebe, kann die Erkrankung leicht chronifizieren.
Die chronische Lyme-Borreliose ist ein vielgestaltiges Krankheitsbild, weil sich die Bakterien (Borrelien) in ganz verschiedenen Organen und Geweben festsetzen können. „Häufig kommt es zu einer ungewöhnlichen körperlichen Erschöpfung oder der Patient leidet unter einem chronischen Krankheitsgefühl. Manche Betroffenen haben Muskel- und Skelettbeschwerden oder Magen-Darm-Probleme“, beschreibt Prof. Ochs, Direktor der Neurologischen Klinik am Klinikum Ingolstadt, das Krankheitsbild. „Daneben können wandernde Schmerzen und sogar Lähmungen in allen Körperregionen auftreten. Auch Hirnleistungsstörungen, Depressionen oder andere psychische Beeinträchtigungen können Symptome einer Neuroborreliose sein, wenn das Nervensystem selbst betroffen ist.“ Auch die Haut kann bei einer chronischen Borreliose betroffen sein, es kommt dann zu einer leicht bläulichen Schwellung und Strukturveränderung der Haut, die man Akrodermatitis chronica atrophicans nennt.
Die Diagnose der Borreliose wird aufgrund den typischen Krankheitssymptomen und dem gleichzeitigen Nachweis der Erreger, mittels eines Bluttest durch entsprechende Antikörperreaktion des Immunsystems gestellt. Letzterer ist nicht immer eindeutig, weswegen sich die Diagnosestellung gelegentlich als problematisch erweist. Auch die chronische Borreliose wird - wie die akute Infektion - mit speziellen Antibiotika behandelt. „Im Spätstadium kann sich die Antibiotika-Therapie jedoch langwierig gestalten. Manchmal müssen verschiedene Wirkstoffe kombiniert werden, um einen zufriedenstellenden therapeutischen Effekt zu erzielen“, ergänzt Prof. Ochs. „Parallel dazu müssen oft Schmerzen und Befindlichkeitsstörungen symptomatisch behandelt werden. Auch eine Stärkung des Immunsystems und der körpereigenen Abwehrkräfte kann sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken.“ Die Pressemeldung der DGN ist mit Quellenangabe zur Veröffentlichung freigegeben.Bitte weisen Sie bei Verwendung im Printbereich auf das Informationsportal der DGN, www.neurologen-im-netz.de, hin. Bei Online-Veröffentlichung erbitten wir eine Verlinkung auf die Website.