Wenn bei einem älteren Menschen kurzfristig ein Verwirrtheitszustand auftritt, sind oft körperliche Erkrankungen oder Störungen des Stoffwechsels ursächlich. Unter anderem können eine unzureichende Flüssigkeitsversorgung sowie auch Elektrolytstörungen ein so genanntes Delirium (Delir) verursachen. Große Hitze im Zusammenhang mit ungenügender Flüssigkeitsaufnahme stellt einen großen Risikofaktor dar. „Bei einem akuten Delir können sich Störungen des Bewusstseins und der Aufmerksamkeit, der Wahrnehmung, des Denkens, des Gedächtnisses sowie auch der Psychomotorik innerhalb von wenigen Stunden bis Tagen entwickeln. Als weitere körperliche Symptome zeigen sich oft Schwitzen, Bluthochdruck und ein schneller Puls“, erklärt Prof. Gereon Nelles vom Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) mit Sitz in Krefeld. „Gerade bei der aktuellen trockenen, heißen Witterung sollten Senioren unbedingt darauf achten, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen - zumal mit dem Alter das Durstgefühl geringer ist.“ Für ein Delir ist ein plötzliches Auftreten typisch. Eine Demenz entwickelt sich im Gegensatz dazu schleichend über einen längeren Zeitraum
Rasche medizinische Hilfe kann Folgeschäden verhindern
Bemerken Angehörige oder andere Personen Verwirrung und Desorientiertheit bei älteren Menschen, muss umgehend eine medizinische Versorgung eingeleitet werden. „Ein Delir kann grundsätzlich eine potentiell lebensbedrohliche Situation sein und stellt einen Notfall dar. Eine möglichst frühzeitige exakte Diagnose und Behandlung ist enorm wichtig und vermag Folgeschäden zu begrenzen“, betont der Neurologe. „Neben Flüssigkeitsmangel kann das Delir auch als erstes Anzeichen auf eine schwere körperliche Erkrankung hinweisen. Häufige Ursachen sind bei älteren Menschen Infektionen, Herzrhythmusstörungen oder Störungen der Durchblutung des Gehirns. Daneben können aber auch Nebenwirkungen von Medikamenten, Überdosierung sowie Wechselwirkungen oder auch das Absetzen von Arzneimitteln eine Rolle spielen.“ Manchmal führt auch das gleichzeitige Auftreten mehrerer Einflüsse zu einem Delir.
Symptome können sich wieder vollständig zurückbilden
Solche akuten Verwirrtheitszustände können wieder gänzlich verschwinden, wenn die Ursache behoben wird bzw. die Grunderkrankung erfolgreich behandelt werden kann. Sind Medikamente für das Störungsbild verantwortlich, sollten diese abgesetzt werden, wenn sie nicht lebensnotwendig sind. „Bei der akuten Therapie eines Delirs sollten Medikamente wie Antipsychotika oder Beruhigungsmittel nur dann eingesetzt werden, wenn dies unbedingt notwendig ist. Daneben spielen eine ruhige Umgebung und die Einbeziehung der Angehörigen eine wichtige Rolle. Sie können in Maßnahmen zur Reorientierung eingebunden werden, indem sie als Bezugspersonen wiederholt und geduldig den Patienten an die Situation, die Zeit und den Ort erinnern“, ergänzt Prof. Nelles. Mitunter können akute Verwirrtheitszustände auch in ein chronisches Stadium übergehen – insbesondere, wenn die Grunderkrankung nicht therapierbar ist.
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