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Körperliche Aktivität kann Parkinson-Symptome hinauszögern

Körperliche Aktivitäten mit mittlerer oder hoher Intensität können – wenn sie mehrmals pro Woche regelmäßig betrieben werden – das Fortschreiten einer Parkinson-Erkrankung in einem frühen Stadium abbremsen. Darauf weisen Experten des Berufsverbands Deutscher Nervenärzte (BVDN) unter Berufung auf aktuelle Studienergebnisse hin. Dabei können nicht nur körperliches Training im Sinne von Sport, sondern ganz unterschiedliche Formen von Aktivität, die Patienten bei der Arbeit, im Haushalt oder in der Freizeit ausführen, ihre Effekte haben, wobei unterschiedliche Hirnleistungen gefördert werden.

Körperliche Aktivitäten mit mittlerer oder hoher Intensität können – wenn sie mehrmals pro Woche regelmäßig betrieben werden - das Fortschreiten einer Parkinson-Erkrankung in einem frühen Stadium abbremsen. Das berichten Forscher der Kyoto University in Japan, die 237 Patienten mit Parkinson in einem frühen Stadium und 158 gesunde Freiwillige hinsichtlich der Häufigkeit, Dauer und Art ihrer körperlichen Aktivitäten per Fragebogen befragt und ihre Erinnerungs- und verbale Ausdrucksfähigkeit getestet haben (siehe Neurology, online 12.1.2022). „Sie beobachteten, dass bei Parkinson-Patienten, die sich regelmäßig bei der Arbeit, im Haushalt oder in der Freizeit körperlich betätigten, der Gleichgewichtssinn und die Gehfähigkeit weniger schnell abnahmen, als bei Patienten, die weniger aktiv waren“, berichtet Prof. Dr. med. Gereon Nelles, Facharzt für Neurologie in Köln und Vorstandsmitglied des Berufsverbands Deutscher Nervenärzte (BVDN).

Steuerung von Bewegungen bei Parkinson beeinträchtigt
Parkinson gehört nach Alzheimer zu den häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen. Weltweit sind rund 10 Millionen Menschen betroffen, hierzulande mehr als 250.000, meist in einem Alter über 60 Jahren, aber es kann auch Jüngere treffen - bei 10 Prozent bereits vor dem 40. Lebensjahr. Parkinson ist eine fortschreitende Erkrankung, bei der sich die typischen Symptome – Zittern (Tremor), Muskelsteifigkeit (Rigor), eine Bewegungsverlangsamung und Koordinationsstörung (Hypokinese, Bradydysdiadochokinese) sowie eine gestörte Haltungsstabilität – schrittweise entwickeln und dann einzeln vorherrschend oder miteinander kombiniert auftreten, so dass man auch vom Parkinson-Syndrom spricht. In späteren Stadien oder zu Beginn der Erkrankung kann es auch zu Einbußen der kognitiven Fähigkeiten kommen. Die genauen Ursachen der Erkrankung sind unbekannt. Vermutlich führen Umwelt- und genetische Einflüsse zu einem beschleunigten Absterben der Dopamin bildenden Zellen in einem Hirnareal namens Substantia nigra, von dem man weiß, dass es u.a. für die Steuerung von Bewegungen verantwortlich ist. Die Folge ist ein Mangel von Dopamin, das für die Bewegungssteuerung und Feinabstimmung im Gehirn sehr wichtig ist. Parkinson-Symptome treten auf, wenn der Dopamin-Gehalt um 70 bis 80 % abgesunken ist. Bisher verfügbare Medikamente können Parkinson-Symptome wirkungsvoll abmildern, aber auch Nebenwirkungen haben und das Fortschreiten der Erkrankung nicht abbremsen.

Nicht nur Sport, auch andere Formen der körperlichen Aktivität wirksam
Ein interessanter Aspekt der Studienergebnisse ist, dass nicht nur körperliches Training im Sinne von Sport, sondern ganz unterschiedliche Formen von Aktivität, die Patienten bei der Arbeit, im Haushalt oder in der Freizeit ausführen, ihre Effekte haben, wobei unterschiedliche Hirnleistungen gefördert werden können. Zum Beispiel werden durch körperliches Training vor allem die Haltungs- und Gangstabilität und durch Aktivitäten bei der Arbeit eher die neuronale Verarbeitungsgeschwindigkeit der Patienten verbessert. „Daher sollte die medikamentöse Therapie von Parkinson-Patienten am besten zusätzlich durch ein regelmäßiges körperliches Aktivitätstraining ergänzt werden“, empfiehlt Prof. Nelles. Der größte Erfolg beim Hinauszögern des Krankheitsfortschrittes war bei denjenigen Patienten zu beobachten, die über längere Zeit – und nicht nur vorübergehend – einen gleich hohen Aktivitätslevel beibehielten. „Das bedeutet, dass auch Patienten die bisher nicht sonderlich aktiv waren, so früh wie möglich versuchen sollten, durch eine Steigerung ihres durchschnittlichen Aktivitätslevels den Verlauf ihrer Parkinson-Erkrankung positiv zu beeinflussen“, betont Prof. Nelles.

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