Depressionen gehen typischerweise mit Niedergeschlagenheit, Selbstzweifeln und einem verminderten Antrieb einher, was für Betroffene eine erhebliche Belastung darstellt. Weit weniger allgemein bekannt ist, dass die psychische Erkrankung auch kognitive Beeinträchtigungen verursachen kann, wie Konzentrationsstörungen sowie Einschränkungen bei der Gedächtnisleistung. „Depressive Menschen leiden meist unter negativen Gedanken, einer anhaltend gedrückten Stimmung sowie Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Apathie. Allein diese Symptome sind bereits sehr belastend. Oft treten parallel aber auch kognitive Einschränkungen wie eine verminderte Konzentration oder mangelnde Aufmerksamkeit auf, welche die Bewältigung des beruflichen und auch privaten Alltags zu einer enormen Herausforderung machen“, berichtet Dr. Christa Roth-Sackenheim, vom Berufsverband Deutscher Psychiater (BVDP) mit Sitz in Krefeld. „Während einer depressiven Episode kann es zu einer generellen kognitiven Verlangsamung sowie einer Hemmung des Denkens kommen. Betroffenen fällt es dadurch besonders schwer, Dinge zu planen, Entscheidungen zu treffen oder auch persönliche Ziele festzulegen. Die Lebensgestaltung kann dadurch in sämtlichen Bereichen beeinträchtigt sein und Betroffene erleben regelmäßig frustrierende Situationen, die zur Aufrechterhaltung der Erkrankung beitragen.“ Vielen Depressiven ist gar nicht bewusst, dass die erkrankungsbedingten kognitiven Beeinträchtigungen massive Auswirkungen haben können. Neben Problemen im beruflichen Alltag können die Einschränkungen auch im privaten Miteinander weitreichend sein, weil Verabredungen und das pflegen sozialer Kontakte schnell zu einer überfordernden Situation werden. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, kann sich die Situation für Erkrankte weiter verschärfen.
Probleme akzeptieren und ansprechen
Eine depressive Erkrankung führt zu schweren Veränderungen im Erleben und Verhalten und macht eine professionelle Behandlung in den allermeisten Fällen erforderlich. „Wichtig ist, dass betroffene Personen den Mut haben, über ihren Zustand offen mit ihrem Arzt, aber auch mit ihren Familienangehörigen und dem Partner zu sprechen. Freunde oder Angehörige sollten die Person dann dazu motivieren, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen“, rät die Psychiaterin und Psychotherapeutin aus Andernach. „Bereits nach wenigen Behandlungstagen kann manchmal bereits eine Besserung der Beschwerden eintreten – verbunden mit der Fähigkeit, wieder Freude und Hoffnung verspüren zu können, aber auch wieder leistungsfähiger zu werden.“ Beim ersten Auftreten von depressiven Symptomen, die länger als zwei Wochen anhalten, ist es immer ratsam, mit dem Hausarzt die Beschwerden, Gedanken und depressiv veränderten Gefühle und Verhaltensänderungen zu besprechen. Er kann gegebenenfalls an einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie überweisen. Depressive Episoden lassen sich mit Medikamenten und Psychotherapie gut behandeln, die Lebensqualität der Betroffenen kann sich dadurch entscheidend verbessern.
In Deutschland leiden schätzungsweise 5% der Bevölkerung, d.h. etwa 4 Millionen Menschen, aktuell an einer Depression. Pro Jahr erkranken etwa 1 bis 2 Personen von 100 neu. Depressive Episoden kommen in jedem Lebensalter vor, der Erkrankungsgipfel liegt zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr. Die Mehrheit der Betroffenen hegt früher oder später Selbstmordgedanken.
(äin-red) Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.psychiater-im-netz.org. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des Patientenportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.