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Schlaganfall: Bei Ausfallerscheinungen immer Notarzt rufen

Die ersten Stunden nach einem Schlaganfall entscheiden über das Ausmaß der Zellschäden im Gehirn und damit auch über den Grad einer möglicherweise zurückbleibenden Behinderung.

Eine plötzlich einsetzende einseitige Schwäche des Armes und/oder des Beines, ein herabhängender Mundwinkel, plötzliche Sprachstörungen, ein akuter Sehverlust auf einem Auge oder das Sehen von Doppelbildern sind allesamt typische Warnsignale, die auf einen Schlaganfall hindeuten. Auch wenn die Symptome nur kurz anhalten, sollte sofort die Telefonnummer 112 gerufen werden. „Es ist besonders wichtig, Schlaganfall-Symptome zu erkennen und bei Verdacht den Rettungsdienst zu alarmieren, damit frühzeitig eine Therapie eingeleitet werden kann. Die ersten Stunden nach einem Schlaganfall entscheiden über das Ausmaß der Zellschäden im Gehirn und damit auch über den Grad einer möglicherweise zurückbleibenden Behinderung. Bei einem Gefäßverschluss können pro Minute rund zwei Millionen Gehirnzellen absterben und entsprechende Folgeschäden verursachen“, erklärt Professor Martin Grond von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Berlin und Vorstandsmitglied der Deutschen Schlaganfallgesellschaft (DSG). „Auch können bestimmte Akut-Therapien nur innerhalb eines bestimmten Zeitfensters nach einem Schlaganfall eingesetzt werden. Ein zeitlicher Verlust kann somit später zu einem Verlust von Lebensqualität führen.“ Keinesfalls sollten Betroffene abwarten und sich erst in den nächsten Tagen an einen Arzt wenden.

Auch wenn es sich „nur“ um kurze Durchblutungsstörungen des Gehirns, eine so genannte transistorisch ischämische Attacke (TIA) handelt, ist eine frühzeitige Therapie wichtig. In diesem Fall sind die schlaganfall-ähnlichen Beschwerden meist nach kurzer Zeit - d.h. häufig nach wenigen Minuten - schon wieder vorüber, weswegen Betroffene diesen Anzeichen manchmal nicht genug Bedeutung beimessen. „Diese Durchblutungsstörungen sind jedoch oftmals Vorboten eines echten Schlaganfalls, die unbedingt ernst genommen werden müssen. Untersuchungen zufolge kann in 80 Prozent der Fälle durch entsprechende frühzeitige Behandlungsmaßnahmen ein Schlaganfall bei diesen Patienten verhindert werden“, ergänzt Prof. Grond, Chefarzt der Neurologie am Kreisklinikum in Siegen.

Im Idealfall erfolgt die Behandlung auf einer Akutstation, auch Schlaganfall-Station oder Stroke Unit genannt. Dort werden nach Einleitung der Akuttherapie die lebensnotwendigen Funktionen der Betroffenen rund um die Uhr überwacht. Ein erfahrenes Team unterschiedlicher Fachärzte – bestehend aus Neurologen, Kardiologen, Neuro- und Gefäßchirurgen sowie Radiologen – sowie speziell ausgebildeter Pflegekräfte und Therapeuten arbeitet zusammen und stimmt die weiteren therapeutischen Maßnahmen ab. „Wird ein Schlaganfall innerhalb der ersten Stunden behandelt, besteht die Aussicht, weit reichende Schäden zu verhindern. Heute können durch moderne Behandlungsverfahren viele Patienten gerettet und auch vor dauerhaften Behinderungen bewahrt werden“, ergänzt der Experte.

Jährlich erleiden rund 250.000 bis 300.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Das Risiko steigt mit zunehmendem Lebensalter. Risikofaktoren für einen Schlaganfall sind Vorerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck. Aber besonders auch ein Lebensstil mit Bewegungsarmut, Fehlernährung und Nikotinkonsum steigert das persönliche Schlaganfall-Risiko.

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