„Viele Betroffene leiden erheblich unter den Schmerzattacken im Gesicht, welche vollkommen unvorhersehbar auftreten. Die Schmerzen werden teilweise als «vernichtend» beschrieben und treten zumeist einseitig bevorzugt am Kinn, dem Ober- und Unterkiefer, den Wangen oder auch der Stirn auf. Gelegentlich kommt es neben den Schmerzen auch zu einem Zucken der Gesichtsmuskulatur“, berichtet Dr. Curt Beil vom Berufsverband Deutscher Neurologen (BDN) in Krefeld. „Typischerweise dauern die Schmerzattacken wenige Sekunden bis maximal zwei Minuten an und können über Tage oder Monate mehrmals täglich wiederkehren. Zwischen den Attacken bestehen jedoch meist keine Beschwerden.“ Ursache des starken Schmerzes ist in der Regel ein zu enger Kontakt zwischen einer Hirnarterie und der Wurzel des Trigeminusnervs am Hirnstamm. Durch das pulsierende Blutgefäß wird der Nerv dauerhaft gereizt und es kommt zu einem Kurzschluss innerhalb des Nervengewebes, was die Schmerzempfindung auslöst.
Äußere Reize können Schmerz auslösen
Zu Beginn der Erkrankung setzen die Schmerzattacken vorwiegend spontan ein. Erst im weiteren Erkrankungsverlauf werden sie zunehmend durch äußere Reize, so genannte Trigger, wie Berührungen, einen kalten Luftzug, durch Kauen, Sprechen, Schlucken oder durch Gesichtsmimik ausgelöst. Auch emotionaler Stress kann den Trigeminus in Aufruhr versetzen. In der Regel nehmen die Intensität und die Häufigkeit der Beschwerden im Krankheitsverlauf zu, wobei sich die Abstände zwischen den einzelnen Attacken verkürzen. „Problematisch ist, dass Menschen, die jahrelang unter den Beschwerden leiden, ein Vermeidungsverhalten entwickeln und in der Folge beispielsweise nicht mehr nach draußen gehen, wenn kalte Luft als Auslöser wirkt. Oder der betroffene Gesichtsbereich wird nicht mehr gewaschen oder rasiert, wenn schon leichte Berührungen die Schmerzattacken einleiten. In vielen Fällen stellt sich nach einiger Zeit eine depressive Erkrankung ein, als Folge der starken Schmerzen und der eingeschränkten Lebensgestaltung“, ergänzt der Kölner Neurologe. „Eine baldige Behandlung durch einen Neurologen ist daher unbedingt zu empfehlen.“
Gute Behandlungsmöglichkeiten der Trigeminus-Neuralgie
Im Vorfeld der Therapie ist es wichtig, durch neurologische Untersuchungen andere Erkrankungen auszuschließen und eine sichere Diagnose zu stellen. Von einer Trigeminusneuralgie müssen beispielsweise so genannte Cluster-Kopfschmerzen sowie Zahn- und Kieferbeschwerden abgegrenzt werden. Zur Behandlung gibt es dann eine Vielzahl an Möglichkeiten. Welche Therapie im Einzelfall zu empfehlen ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. „Mit einer vorbeugenden medikamentösen Behandlung kann den Schmerzen bei 90 Prozent der Betroffenen effektiv entgegengewirkt werden. Sollte eine medikamentöse Therapie keinen Erfolg zeigen oder beeinträchtigen die Nebenwirkungen der Medikamente die Lebensqualität merklich, kommen verschiedene operative oder strahlentherapeutische Verfahren in Betracht“, erklärt Dr. Beil. Eine Akupunktur ist nicht sinnvoll, da sie die Schmerzattacken ebenfalls auslösen kann.
Vier von 100.000 Menschen leiden hierzulande unter einer Trigeminusneuralgie, Frauen etwas häufiger als Männer. Meist treten die ersten Beschwerden erstmals nach dem 40. Lebensjahr auf.
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