Das Erkrankungsbild von Multipler Sklerose (MS) ist vielseitig und frühe Symptome können sich ganz unterschiedlich bemerkbar machen – je nachdem, welche Areale im Nervensystem von der chronischen Entzündung betroffen sind. Als erste Krankheitsanzeichen treten oft Gefühlsstörungen in den Extremitäten oder auch Sehstörungen auf. „Parästhesien sind ein typisches Frühsymptom bei Multipler Sklerose und gehen mit Missempfindungen wie Kribbeln, Prickeln, «Ameisenlaufen» oder auch Kälte- und Wärmegefühlen sowie Taubheit oder Schwäche einher. Bei MS treten sie häufig zunächst in den Beinen oder Armen auf“, berichtet Dr. Frank Bergmann vom Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) mit Sitz in Krefeld. „Bei vielen Betroffenen macht sich die Erkrankung auch zunächst durch Sehstörungen bemerkbar, weil der Sehnerv betroffen ist. Die Umwelt erscheint dann wie durch einen dichten Nebel, ganz unscharf und manchmal auch in Doppelbildern. Ebenso ist ein Sehausfall im Zentrum des Blickfeldes eines Auges möglich.“ Auch eine allgemeine Mattigkeit, rasche Ermüdbarkeit, Konzentrationsstörungen sowie Blasen- und Darmentleerungsstörungen zählen zu den möglichen Frühsymptomen. Ist der Gleichgewichtssinn beeinträchtigt, kann Schwindel in Verbindung mit Übelkeit und Brechreiz auftreten. Im weiteren Erkrankungsverlauf haben dann viele Betroffene das Gefühl, die Beine werden schwächer oder schwerer, sind manchmal wie steif und es kommt zu einem unsicheren Gang mit der Neigung zum Stolpern.
Rasche Abklärung durch Neurologen bzw. Nervenarzt wichtig
Meist treten die ersten MS-Symptome im Alter von 20 bis 40 Jahren auf. Werden die Beschwerden wiederholt beobachtet - alleine oder in Kombination - sollte zeitnah ein neurologisch tätiger Facharzt aufgesucht werden. „Betroffene sollten nicht aus Angst vor der Diagnose einer schweren Erkrankung, eine MS-Diagnose hinauszögern. Zum einen können die Symptome auch andere Ursachen haben, die ebenfalls abgeklärt werden müssen. Zum anderen kann eine frühe Therapie den Erkrankungsverlauf verlangsamen und die Beschwerden abmildern“, betont der niedergelassene Nervenarzt. Insgesamt ist die Diagnosestellung bei entsprechenden Hinweisen bereits nach einem ersten Krankheitsschub mittels verschiedener Untersuchungsmethoden möglich.
Verschiedene Verlaufsformen und gute Behandlungsmöglichkeiten
Die Multiple Sklerose ist bislang nicht heilbar aber gut behandelbar. Die Therapie der MS hat durch die Einführung einer wirkungsvollen Schubbehandlung und einer vorbeugenden Langzeittherapie in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. „Das Ziel der Behandlung ist eine bestmögliche Kontrolle der Entzündungsaktivität, wobei gleichzeitig ein besonderes Augenmerk auf der Verbesserung der motorischen Fähigkeiten, dem Erhalt der Alltagskompetenz, der Selbstständigkeit sowie der Berufs- bzw. Erwerbsfähigkeit liegt. Es ist wichtig, dass bei Betroffenen ein sozialer Rückzug und Depressionen vermieden werden, wodurch sich letztlich auch die Lebensqualität entscheidend verbessert“, meint Dr. Bergmann. „Die vorbeugende immunprophylaktische Therapie kann eine mögliche spätere Behinderung verhindern oder verzögern. Aus diesem Grund ist ein möglichst frühzeitiger Behandlungsbeginn von großer Bedeutung.“ Bei Nichtbehandlung entwickelt sich oft eine schleichende Zunahme der Symptomatik.
Die Multiple Sklerose ist die häufigste chronisch-entzündliche Erkrankung des Nervensystems. In Deutschland leiden etwa 120.000 bis 150.000 Menschen an MS. Es gibt verschiedene Verlaufsformen mit unterschiedlicher Ausprägung und der Beginn verläuft in der Regel in Schüben. Ein Drittel der Betroffenen hat zeitlebens einen günstigen Verlauf der Krankheit, ein weiteres Drittel leidet unter Behinderungen, die Selbstständigkeit bleibt jedoch erhalten. Für ein Drittel der Patienten bringt die Multiple Sklerose schwere Behinderungen mit sich.
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