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Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Soziale Phobie beeinträchtigt berufliche Perspektive – frühzeitige Behandlung wichtig

Menschen mit Sozialer Phobie leiden an einer Angststörung. Sie erleben vor und in speziellen Lebenssituationen erheblich stärker und nachhaltiger Ängste und Befürchtungen als Menschen ohne diese Erkrankung. Angstbesetzte Situationen sind zwischenmenschliche Beziehungen und Kontakte, in denen die Betroffenen eine subjektiv empfundene Bedrohung des eigenen Selbstwertgefühls verspüren, weil sie sich unter anderem als minderwertig, durchsetzungsschwach oder unsicher wahrnehmen.

Auch das Erleben von Kritik, Konfrontation, Leistungserwartungen, eigenen Fehlern und Grenzen ist in gesteigertem Maße angstbesetzt. Insbesondere im Beruf stellt dies Betroffene vor große Herausforderungen. „Ein Arbeitsplatz stellt je nach Struktur mitunter hohe Anforderungen an die Kommunikationsfähigkeit, wie beispielsweise im persönlichen Gespräch, beim Telefonieren oder in Konferenzen. Während solcher Situationen sind Menschen mit Sozialer Phobie sehr mit ihrer Angst beschäftigt. In dem Bemühen, das eigene Verhalten zu kontrollieren und Fehler zu vermeiden, richten sie ihre Aufmerksamkeit nach innen und können manchmal nicht mehr alle Informationen von außen wahrnehmen. Sie haben dann nur einen Teil ihrer Leistungsfähigkeit zur Verfügung, so dass es ihnen schwer fällt, den Anforderungen der Situation zu entsprechen. Können solche stressauslösenden Situationen nicht positiv bewältigt werden, drohen nachhaltige Gefühle von Beschämung, Kränkung und Niedergeschlagenheit“, berichtet Prof. Fritz Hohagen von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin. Auch erfolgt am Arbeitsplatz das Erledigen von Aufgaben oft unter der Aufmerksamkeit anderer, was Versagensängste steigern kann. Zudem können eine direkte Vergleichsmöglichkeiten mit Anderen sowie Konkurrenz-Gefühle vorhandene Selbstwertprobleme verstärken. Leistungs- und Zeitdruck können darüber hinaus die ohnehin vorhandenen Überforderungsängste fördern.

Belastende körperliche Reaktionen begleiten oft Angsterleben

Neben der Beeinträchtigung, die durch die dauernde Beschäftigung mit der Angst entsteht, leiden Betroffene häufig unter ausgeprägten körperlichen Beschwerden. „Vor und in sozialen Situationen kann sich eine Daueranspannung entwickeln, die es Betroffenen zusätzlich erschwert, die an sie gestellten Anforderungen zu meistern. Als körperliche Symptome können Schwitzen, Zittern, Erröten sowie auch Schwindel und Beklemmung auftreten“, ergänzt Prof. Hohagen. „Wenn die Betroffenen befürchten, durch diese Begleiterscheinungen negativ aufzufallen, kann dies einen ungünstigen Kreislauf befeuern, der sich weiter angstverstärkend auswirkt.“ Unbewältigte Ängste können neben dem beruflichen Umfeld auch erhebliches Leiden und Beeinträchtigungen im persönlichen Leben verursachen. Im privaten Leben können sozialer Rückzug und Isolierung die Folge sein.

Vermeidungsverhalten als Folge

Die Furcht, vor sich selbst oder vor Anderen als minderwertig zu erscheinen, negativ bewertet zu werden und dadurch eine Kränkung zu erleiden, steht im Mittelpunkt des Angsterlebens. Um die Angst nicht auszulösen, entwickeln viele Betroffene ein Vermeidungsverhalten und den Wunsch, problematischen Situationen aus dem Weg zu gehen. „Menschen mit sozialer Phobie versuchen oft unter allen Umständen, angstbesetzte Situationen zu meiden. Dies kann beruflich erhebliche Einschränkungen nach sich ziehen. So werden beispielsweise höhere Positionen nicht angestrebt, weil sie mit vermehrten sozialen Anforderungen, wie Teambesprechungen oder Vorträgen verbunden sind. Auch werden keine Gehaltsverhandlungen angestoßen oder aus Angst vor Bewerbungsgesprächen ein Jobwechsel nicht in Erwägung gezogen. Eine unbehandelte soziale Phobie kann die berufliche Perspektive extrem einengen“, erklärt der Experte. Besonders tragisch ist, dass die Sozialen Ängste zwischen dem 20. und dem 35. Lebensjahr besonders ausgeprägt sind. Einem Zeitraum im Leben, in dem wichtige berufliche Weichen gestellt werden.

Gute Behandlungsaussichten mit professioneller Unterstützung

Die Soziale Phobie ist im Gegensatz zu anderen psychischen Störungen sehr unauffällig. Während sie von außen häufig unentdeckt bleibt, verursacht sie bei den Betroffenen meist enormen Leidensdruck. „Ob es sich bei der erlebten Angst um eine Soziale Phobie handelt, die eine psychotherapeutische Behandlung erforderlich macht, hängt in erster Linie vom Ausmaß der subjektiv erlebten Beeinträchtigung ab. Erst wenn die Angst eine sehr starke Intensität annimmt und zu erheblichen Beeinträchtigungen in der Lebensgestaltung führt, spricht man von einer sozialen Angststörung“, meint Prof. Hohagen. „Eine soziale Angst kann gut überwunden werden. Bei der Behandlung haben sich kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlungsmethoden als sehr wirksam erwiesen. Ist die Angsterkrankung stark ausgeprägt oder liegt zusätzlich eine Depression vor, können begleitend spezielle Medikamente eingesetzt werden.“ Ziel einer Therapie ist es, dass die soziale Phobie verschwindet oder wenigstens so in den Griff zu bekommen ist, dass der Patient souverän damit umgehen kann und die Störung sein Leben nicht weiter negativ beeinflusst. Eine soziale Phobie ist gut therapierbar - insbesondere bei frühzeitiger Behandlung.

Unter einer Phobie versteht man eine Furcht vor Situationen oder Objekten, die objektiv betrachtet ungefährlich sind. Die soziale Phobie ist jedoch eine schwerwiegende Erkrankung. Rund sieben Prozent der Bevölkerung sind von ihr betroffen.

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