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Bei anhaltendem epileptischen Anfall Notarzt rufen

Wiederholt auftretende Krampfanfälle stellen ein erhebliches Verletzungsrisiko dar und sollten unbedingt medizinisch abgeklärt werden. Dauert ein epileptischer Anfall länger als fünf Minuten, muss er umgehend klinisch versorgt werden.

Ein isolierter epileptischer Anfall kann als eine kurzzeitige Funktionsstörung des zentralen Nervensystems auftreten – beispielsweise im Rahmen einer Unterzuckerung, einer Kopfverletzung oder auch bei emotionaler Übererregung. Dagegen versteht man unter einer Epilepsie einen erkrankungsbedingten chronischen Zustand des Gehirns. Der Großteil epileptischer Anfälle klingt nach kurzer Zeit von alleine ab - in der Regel innerhalb von längstens drei Minuten. Dauert ein Anfall länger, kann ein so genannter Status epilepticus vorliegen – ein Fall für den Notarzt. „Wenn ein epileptischer Anfall mit Bewusstseinsverlust, Verkrampfungen oder Zuckungen der Extremitäten einhergeht und länger als fünf Minuten anhält, muss er umgehend klinisch versorgt werden. Das gilt auch bei «einfachen» Anfällen ohne Bewusstseinsverlust, sowie mehreren Anfällen oder Bewusstseinsstörungen, die länger als einen Zeitraum von 20 bis 30 Minuten auftreten“, rät Dr. Curt Beil vom Berufsverband Deutscher Neurologen (BDN) mit Sitz in Krefeld. „In dieser Situation kann die Regulierung lebenswichtiger Körperfunktionen beeinträchtigt sein wie die der Atmung, des Blutdrucks oder der Körpertemperatur und damit lebensbedrohlich verlaufen. Durch eine notfallmedizinische Versorgung kann der Status epilepticus unterbrochen werden und es können Folgeschäden verhindert werden.“ Nicht jeder Krampfanfall mit Bewusstseinsstörung stellt jedoch einen epileptischen Anfall dar. Ähnliche Ereignisse können unter anderem auch im Rahmen eines herz-kreislaufbedingten Aussetzers – einer Synkope – auftreten oder auch psychogen verursacht sein.

Anfall-Abklärung sinnvoll

Wiederholt auftretende Bewusstseinsstörungen oder Krampfanfälle stellen in jedem Fall ein erhebliches Risiko Verletzungsrisiko dar und sollten unbedingt medizinisch abgeklärt werden, um eine Epilepsie oder andere Erkrankungen auszuschließen oder diese gegebenenfalls behandeln zu lassen. „Eher für einen epileptischen Anfall spricht, wenn die betroffene Person währenddessen offene Augen hat, sich anschließend an nichts erinnern kann und bis zu einer halben Stunde nach dem Anfall noch verwirrt ist. Typischerweise folgen epileptische Anfälle auch einem klaren Muster, bei dem der Betroffene zuerst verkrampft und anschließend synchrone Zuckungen der Arme und Beine zeigt“, ergänzt Dr. Beil. „Um die Diagnose zu erleichtern ist es daher sinnvoll, wenn Angehörige oder Umstehende das Ereignis genau schildern können.“ Bei psychogenen nichtepileptische Anfällen haben die Betroffenen meist geschlossene Augen und zeigen ganz unterschiedliche Bewegungen, die nicht typisch für einen epileptischen Anfall sind. Solche Aussetzer treten meist im Rahmen von sozialen Situationen auf. Bei einem Durchblutungsmangel des Gehirns aufgrund einer Synkope sind die Augen meist ebenfalls offen, es fehlt aber die initiale Verkrampfung des Körpers.

Bestimmte individuelle Faktoren erhöhen Anfallsbereitschaft

Verschiedene Provokationsfaktoren können einen epileptischen Anfall bei Menschen auslösen. Typische Auslösefaktoren sind eine Reizüberflutung des Gehirns beispielsweise beim Computerspielen oder durch flackerndes Licht. Auch Schlafentzug, rasche Atmung, Nikotin, Alkohol sowie Stress sind mögliche Faktoren. „Wurde ein epileptischer Anfall festgestellt, gilt es zu klären, wie wahrscheinlich eine Wiederholung ist und ob der Betroffene Medikamente braucht. Hierüber können Auffälligkeiten einer Elektroenzephalografie oder Magnetresonanztomografie Aufschluss geben. Liegen keine Anzeichen vor, kann man erst einmal abwarten.“ Nach einem zweiten Anfall gelten dann allerdings die Kriterien einer Epilepsie auch ohne weitere Auffälligkeiten erfüllt.
Wer epileptische Anfälle erleidet, ist nicht in der Lage, ein Kraftfahrzeug zu führen, solange ein Risiko für wiederholte Anfälle besteht. Auch im Zeitraum der medizinischen Abklärung sollten betroffene Personen nicht hinter das Steuer, bis die Fahreignung vom behandelnden Arzt beurteilt wurde.
Das Auftreten eines epileptischen Anfalls beruht auf einer vorübergehend zeitgleichen Erregung von Nervenzellenverbünden in bestimmten Hirngebieten. Diese Überreaktion ist dadurch bedingt, dass die regulierenden Botenstoffe des Gehirns im Ungleichgewicht stehen.

Bei der Epilepsie handelt es sich um die häufigste chronische Erkrankung des Zentralnervensystems. Sie betrifft Frauen und Männer gleichermaßen. Etwa 0,8 Prozent der Bevölkerung weltweit leiden daran. Ein Status epilepticus kann grundsätzlich bei allen Arten von epileptischen Anfällen auftreten.

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