Eine Migräne verursacht nicht nur Kopfschmerzen, wie gemein hin bekannt, sondern kann eine Reihe anderer Schmerzen und unterschiedliche Symptome auslösen. Menschen die häufig unter Schmerzen am Kopf, im Gesicht oder dem Nacken leiden, sollten ihre Beschwerden abklären lassen, damit eine korrekte Diagnose gestellt und eine spezifische Therapie eingeleitet werden kann. „Neben den typischen pochenden Kopfschmerzen können bei der Migräne auch Schmerzen im Gesicht, am Nacken, in den Augen oder den Zähnen auftreten. Menschen, die wiederholt unter derartigen Beschwerden leiden, sollten sie unbedingt von einem Nervenarzt oder Neurologen abklären lassen. Grundsätzlich besteht sonst die Gefahr, dass Kopfschmerzen auch durch Medikamenten-Übergebrauch chronisch werden und eine Behandlung dann nur noch eingeschränkt möglich ist“, erklärt Prof. Dr. Gereon Nelles vom Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN). Erklären lässt sich der Zusammenhang zwischen Kopf-, Gesichts- und Nackenschmerzen durch eine Verbindung zwischen dem Trigeminusnerv, der für die Wahrnehmung von Schmerzen im Gesicht, dem vorderen Kopf und den Hirnhäuten zuständig ist, und dem großen Hinterhauptsnerv, der am Hinterkopf und Nacken verläuft. Ausläufer beider Nerven treffen im Gehirn zusammen. Kommt es Migräne-bedingt zu einer verstärkten Aktivität des Trigeminusnervs, können über die Verbindung auch Schmerzen im Nacken und Hinterkopf auftreten.
Migräne ist gut behandelbar
Ob bei der Diagnose der Migräne, der Behandlung der akuten Schmerzattacke oder der Prophylaxe - die Medizin hat in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte gemacht, so dass Patienten in fachärztlicher Behandlung wirksam geholfen werden kann. Die Therapie setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen. „Für die Akuttherapie existieren wirkungsvolle Medikamente. Eine Migräneattacke mit leichten bis mittelgradigen Schmerzen kann mit rezeptfreien Wirkstoffen behandelt werden, wie Ibuprofen, ASS oder Paracetamol. Bei schweren Migräne-Attacken können so genannte Triptane angewandt werden“, berichtet Prof. Nelles. Schmerzmittel können nach Absprache mit dem Facharzt mit Arzneien gegen Übelkeit kombiniert werden, um solche häufigen Begleiterscheinungen der Migräne zu lindern. Triptane sollten pro Monat nicht öfter als 10 Mal angewendet werden.
Auch Vorbeugung von Migräne gut möglich
Für Menschen, die unter Migräne leiden, gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, den Kopfschmerzen auch ohne die Einnahme von Medikamenten vorzubeugen. Dabei spielt es eine große Rolle, die individuellen Auslöser (Trigger) der Kopfschmerz-Attacken zu kennen uns sie im Alltag soweit möglich zu meiden. „Auch bestimmte verhaltenstherapeutische Ansätze können das Auftreten und die Stärke von Migräne-Anfällen reduzieren. Diese Verfahren verbinden Entspannungstechniken mit Stress- und Reizverarbeitungstrainings und können Migräne abwenden, die durch Stress und Anspannung hervorgerufen wird“, rät der Nervenarzt. Auch regelmäßiges körperliches Training und Stressabbau können eine Migräne sehr positiv beeinflussen. „Falls mehr als drei Attacken im Monat auftreten oder die Attacken jeweils sehr lange dauern kann eine medikamentöse Prophylaxe sinnvoll sein“, ergänzt der Experte. Etabliert für die medikamentöse Migräneprophylaxe sind u.a. Betablocker und das Epilepsiemedikament Topiramat. In Zukunft wird möglicherweise eine neue Generation von Substanzen, so genannte monoklonale Antikörper, für die Migränetherapie zur Verfügung stehen, wie Ende April 2017 auf dem amerikanischen Neurologen-Kongress in Boston berichtet wurde.
Migräne ist eine chronische - wahrscheinlich genetische - Erkrankung, die nicht heilbar ist. Sie kann aber heute so gut behandelt werden, dass die Lebensqualität der Betroffenen weniger, häufig kaum, eingeschränkt wird. Migräne ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Etwa 12 bis 14 Prozent aller Frauen und 6 bis 8 Prozent aller Männer in Deutschland leiden darunter. Die erste Migräneattacke erleiden die meisten Frauen bereits zwischen dem 12. und 16. Lebensjahr und Männer im Alter von 16 bis 20 Jahren.
Quelle und weiterführende Informationen zu Migräne: www.neurologen-im-netz.org bzw. www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/migraene/was-ist-migraene/
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