Wissenschaftler der University of Queensland stehen an Spitze eines internationalen Forschungsteams, dessen wegweisende Studie zeigt, dass Menschen, die für psychische Erkrankungen wie Depressionen, Schizophrenie und bipolare Störungen anfällig sind, genetische Gemeinsamkeiten aufweisen.
Die von einer weltweiten Arbeitsgemeinschaft aus mehr als 300 Wissenschaftlern in der Medizinforschung an über 250 Institutionen unternommene Studie ist die erste, die diese Verbindung darstellt. Sie stand unter der Leitung von Dr. Sang Hong Lee und Professor Naomi Wray vom University of Queensland Brain Institute (QBI) sowie Professor Kenneth Kendler von der Virginia Commonwealth University in den USA. „Wir haben die genetische Information von mehr als 75.000 Personen untersucht und dabei eine Art der Genvariation benutzt, die als einzelner Nukleotidpolymorphismus (SNP „single nucleotide polymorphism“, Anm. d. Redaktion) bekannt ist,“ sagte Professor Wray. „Ein SNP ist eine der am häufigsten verbreiteten genetischen Veränderungen und umfasst den Austausch eines einzelnen Bestandteils innerhalb der DNS mit einem anderen. Indem wir rund eine Million SNPs pro Person gemessen hatten, fanden wir Beweise von erhöhten genetischen Gemeinsamkeiten. Zudem fanden wir signifikante Parallelitäten bei Personen, die unter Depressionen, Schizophrenie und bipolaren Störungen leiden.“ Laut Professor Wray unterstütze die Studie die Hypothese, dass psychische Erkrankungen entlang eines Spektrums liegen könnten, die möglicherweise von gemeinsamen Risikofaktoren stammen. Die Studie wurde in der jüngsten Ausgabe des Fachmagazins Nature Genetics veröffentlicht.
„Psychische Erkrankungen machen rund ein Drittel aller Behinderungen weltweit aus, und sie verursachen enorme persönliche und soziale Belastungen, die nahezu jeden beeinflussen, entweder direkt oder durch Freunde und Familie“, erklärte Professor Wray. „Trotz des Einflusses dieser Störungen sind die zugrunde liegenden Ursachen weitgehend unbekannt. Starke Depressionen sind eine besonders komplexe Herausforderung, zum Teil, weil sie so verbreitet auftreten. Aber unsere jetzigen Ergebnisse zeigen uns auf, was wir als nächstes tun müssen, um diese Störung zu enträtseln. Wir arbeiten jetzt an einer großen Sammlung von Informationen, welche die Untersuchung von Probanden mit und ohne Depressionen mit einschließt, um weitere Risikofaktoren und unterschiedliche Reaktionen auf Behandlungen zu bestimmen. Diese Unterschiede zu verstehen, kann langfristig dazu beitragen, individuelle Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln.“
Professor Wray wird mit Forschern des Queensland Institute of Medical Research, dem University of Sydney Brain and Mind Institute und dem South Australian Medical and Health Research Institute zusammenarbeiten, um die Genetik von Depressionen zu entschlüsseln.
Quelle: Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann auf idw