Das Fazit des im März 2015 veröffentlichten „Faktenchecks Ärztedichte“ ist ernüchternd: Bei Nervenärzten weicht die Bedarfsplanung um bis zu 80 Prozent vom Versorgungsbedarf ab. Prekär ist die Situation auch bei den ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten, wo in vier von fünf Regionen keine bedarfsgerechte Versorgung gelingt. „Die Leidtragenden sind unsere Patienten“, stellt Dr. Frank Bergmann, Vorsitzender des Berufsverbands Deutscher Nervenärzte und Mitglied im Vorstand der DGPPN fest. „Menschen mit psychischen Erkrankungen finden auf dem Land nur mit Mühe und nach langer Wartezeit einen Termin beim Facharzt oder Psychotherapeuten.“
Die aktuelle Versorgungssituation ist umso besorgniserregender, als dass es in vielen Regionen ebenfalls an Fachärzten für Psychiatrie und Psychotherapie fehlt. „Dabei neigen psychische Erkrankungen im hohen Maß zur Chronifizierung und wiederkehrenden Krankheitsepisoden. Eine rasche und frühzeitige Behandlung ist für unsere Patienten deshalb besonders wichtig“, erklärt Dr. Christa Roth-Sackenheim, Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Psychiater und Mitglied im Vorstand der DGPPN. Sie schlägt zum Beispiel auch eine Förderung der Weiterbildung in den Fächern Psychiatrie und Psychotherapie und Neurologie vor. Die Förderung sollte, wie schon bei Hausärzten erfolgreich etabliert, auch in vertragsärztlichen nervenärztlichen und psychiatrischen Praxen erfolgen.
Der entscheidende Hebel zur Verbesserung der Bedarfsplanung ist für die Bertelsmann Stiftung die Arzt-Einwohner-Verhältniszahl. „Tatsächlich würde sich damit das Gefälle zwischen Stadt und Land verkleinern lassen. Doch die in vielen Regionen akute Unterversorgung von psychisch erkrankten Menschen ist nicht nur Zeichen einer ungleichen Bedarfsplanung“, so DGPPN-Präsidentin Dr. Iris Hauth. „In der ambulanten Versorgung ist der Hilfebedarf bei psychischen Erkrankungen deutlich gestiegen. Gleichzeitig mangelt es aus Sicht der DGPPN an einer optimierten Steuerung, Vernetzung und Koordination der vielfältigen Versorgungsangebote. Unverzichtbar ist deshalb die Entwicklung und Implementierung von sektorenübergreifenden und strukturierten Versorgungsansätzen“, fordert Dr. Hauth.
Quelle: Pressemitteilung DGPPN