Schilddrüsenhormone bewirken Veränderungen des Stoffwechsels im Gehirn und gehen so mit einer positiven therapeutischen Wirkung bei bipolaren Depressionen einher. Eine von Prof. Michael Bauer, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, geleiteten Studie liefert deutliche Belege für Auswirkungen der Gabe von Levothyroxin L-T4. Placebo-Präparate dagegen zeigten fast keine Wirkung. Die Ergebnisse der internationalen, randomisierten, doppelblinden und Placebo-kontrollierten Studie publizierte Prof. Bauer mit seinen Kollegen von der UCLA Los Angeles und der Charité Berlin in Molecular Psychiatry (doi: 10.1038/mp.2014.186).
Die Gabe von Levothyroxine (L-T4) in über dem normalen körpereigenen Spiegel liegenden Dosen im Rahmen einer Standardbehandlung für bipolare Depressionen hat vielversprechende Wirkungen erzielt. In einer vorgelagerten Pilot-Studie hat die L-T4 Behandlung die Depressionsrate herabgesetzt und die Gehirnaktivitäten im limbischen System reduziert. Jetzt wurde dieser Forschungsansatz in einer internationalen, randomisierten, doppelblinden und Placebo-kontrollierten Studie durch eine Forschergruppe um Prof. Bauer intensiver untersucht. Dabei konnten die Wissenschaftler Belege für Auswirkungen der Gabe von Levothyroxin L-T4 auf die Symptome und auf den limbischen Zuckerstoffwechsel bei bipolaren Depressionen finden. Die genauen Mechanismen, die dieser klinischen Verbesserung zugrunde liegen, sind jedoch noch unbekannt.
Günstiger Einfluss auf Gehirnstoffwechsel durch Hormone
Für die Studie untersuchten die Forscher den Gehirnzucker-Stoffwechsel mittels der Positronen-Emissions-Tomographie und [F-18] Fluorodeoxyglucose vor und sechs Wochen nach der Behandlung mit L-T4 oder einem Placebo. Die Gabe von L-T4 hat einen bedeutenden Rückgang der Depressionsrate während der sechswöchigen Behandlung erzeugt. Im Gegensatz zur Placebo-Behandlung kam es während der Schilddrüsenhormontherapie zu deutlichen Verbesserungen des Gehirnstoffwechsels des Limbischen Systems, einem Netzwerk von Regionen (u.a. Mandelkern (Amygdala), Hippocampus und Thalamus), die im menschlichen Gehirn für die Steuerung von Emotionen, Gedächtnis und Angst verantwortlich sind.
„Diese Ergebnisse zeigen klar, dass die Gabe von supraphysiologischen, also über dem normalen Blutspiegel liegenden Mengen des Schilddrüsenhormons L-T4 die Symptome von Patienten mit einer bipolaren Depression verbessert“, unterstreicht Prof. Michael Bauer. „Dies geschieht durch das Modulieren der Hirnfunktion in Teilen des vorderen limbischen Netzwerks, das für die Verarbeitung von Emotionen eine ganz zentrale Bedeutung besitzt.“ „Darüber hinaus belegen diese Ergebnisse den seit langem bekannten engen Zusammenhang zwischen der Schilddrüse und der Depression, indem sie zeigen, dass auch das Gehirn des Erwachsenen ein Zielorgan für das Schilddrüsenhormon L-Thyroxin ist“.
Publikation
Bauer, Berman , Samm, Plotkin, Adli, Pilhatsch, London, Hellemann, Whybrow, Schlagenhauf: Levothyroxine effects on depressive symptoms and limbic glucose metabolism in bipolar disorder: a randomized, placebo-controlled positron emission tomography study. In: Molecular Psychiatry. 2016 Feb; 21(2):229-36. doi: 10.1038/mp.2014.186. Epub 2015 Jan 20.
Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden