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Depressionen erhöhen das Sterberisiko von Diabetikern

Depressionen treten bei Menschen mit Diabetes doppelt so häufig auf, wie bei jenen, die nicht unter der Stoffwechselerkrankung leiden. Eine neue Meta-Analyse bestätigt zudem: Depressionen wirken sich negativ auf den Krankheitsverlauf des Diabetes aus. Die Betroffenen sterben im Durchschnitt früher. Professor Dr. med. Johannes Kruse fordert daher eine bessere psychosomatische Mitbetreuung von Diabeserkrankten. Die detaillierten Ergebnisse der Analyse stellt der Tagungspräsident auf dem Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie vor, der vom 26. bis 29. März 2014 in Berlin stattfindet.

In der Meta-Analyse hat Professor Kruse jetzt die Ergebnisse aus 16 Studien mit mehr als 100 000 Teilnehmern zusammengefasst. Sie wurde kürzlich in der Fachzeitschrift PLoS ONE veröffentlicht. „Wir konnten durch die Analyse erstmals zeigen, dass nicht nur Diabetiker mit einer ärztlich diagnostizierten Depression ein erhöhtes Sterberisiko haben. Der Zusammenhang war auch für Patienten eindeutig nachweisbar, die in den Studien angegeben hatten, unter depressiven Verstimmungen zu leiden“, so der Direktor der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie an der Universität Marburg. Ein Großteil der psychischen Erkrankungen bei Menschen mit Diabetes bleiben jedoch unentdeckt.

„Diabetes und Depressionen stehen in einer Wechselwirkung zueinander, die dazu führt, dass sich bei fehlender Behandlung beide Erkrankungen im Krankheitsverlauf gegenseitig negativ beeinflussen oder sogar eine Erkrankung die andere bedingt“, sagt Kruse. Menschen mit Diabetes leiden häufig unter den psychischen Belastungen, die sich aus der Behandlung und den Folgekrankheiten des hohen Blutzuckers ergeben. „Aber auch eine fehlende Verarbeitung der Erkrankung wirkt sich negativ aus“, sagt Professor Kruse. Diabeteserkrankte mit Depressionen führen häufig die lebensnotwendigen Blutzuckertests nicht durch und nehmen ihre Medikamente nicht konsequent ein. Für die anspruchsvolle Therapie des Diabetes seien sie daher nur eingeschränkt zu gewinnen. Andererseits vernachlässigten viele Menschen mit Depressionen ihre Gesundheit: „Ihnen fällt es krankheitsbedingt besonders schwer, einen Lebensstil zu pflegen, der dem Typ-2-Diabetes entgegenwirkt“ erläutert der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) im Vorfeld der Tagung. Dazu gehören vor allem regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung und Normalgewicht. Einen möglichen Grund dafür, dass der Diabetes durch eine Depression ausgelöst wird, sieht Kruse auch im direkten Einfluss der Depression auf den Stoffwechsel: Über eine vermehrte Ausschüttung von Cortison in der Nebennierenrinde könne der chronische Lebensstress beispielsweise den Blutzucker erhöhen.

Der Psychosomatiker rät seinen ärztlichen Kollegen, frühzeitig auf depressive Symptome ihrer Patienten zu achten, entsprechende Hinweise sehr ernst zu nehmen und die Krankheit angemessen zu behandeln. „Eine psychosomatische Betreuung kann die negativen Auswirkungen einer Depression auf den Blutzuckerstoffwechsel mildern“, sagt Professor Kruse. Sie erhöhe aber auch die Bereitschaft der Patienten, sich mit ihrer Krankheit auseinander zu setzen und das schwierige Krankheitsmanagement zu meistern. Details zur Analyse stellt Tagungspräsident Professor Johannes Kruse beim Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie vom 26. bis 29. März 2014 in Berlin vor.

Literatur:

www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0079809

Quelle: Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften über idw