Depressionen treten in jedem Lebensalter auf, unabhängig von Geschlecht und sozialem Status. Werden sie nicht rechtzeitig erkannt und konsequent behandelt, können sie chronisch werden. Bei schweren Depressionen besteht das Risiko des Suizids. Doch wird die Diagnose frühzeitig gestellt und erfolgt eine leitliniengerechte Behandlung, können wir einem Großteil der Erkrankten dauerhaft und erfolgreich helfen.
Allerdings bereitet uns die aktuelle Versorgungslage große Sorgen. Viele Betroffene müssen zu lange warten, bis sie einen Termin bei einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie oder einem ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten bekommen. Aktuelle Erhebungen zeigen, dass 18 Prozent der Menschen mit schweren Depressionen nicht behandelt werden. Zudem erhalten nur 25 Prozent der Patienten eine Behandlung, wie sie die wissenschaftlichen Leitlinien empfehlen. In diesen sind unterstützende Gespräche und Psychotherapie bei allen Schweregraden der Depression angezeigt, bei mittelschweren und schweren Depressionen auch antidepressive Medikamente. Diese Empfehlungen werden in der Praxis zu wenig umgesetzt, die Potenziale psychosozialer Therapien zu wenig ausgeschöpft.
Daneben stoßen wir auf gesellschaftlicher Ebene nach wie vor auf Unwissen und Vorurteile gegenüber Menschen mit Depressionen. Dies hindert Betroffene, Hilfe zu suchen und damit möglichst rasch die notwendige Behandlung zu erhalten.
Depressionen stellen eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft dar: Wir müssen die Allgemeinbevölkerung noch konsequenter informieren und aufklären. Gleichzeitig muss die Behandlung noch stärker auf der verfügbaren wissenschaftlichen Evidenz gründen und den gegenwärtigen Stand des medizinischen Fortschritts berücksichtigen. Angesichts der hohen Relevanz für die Gesundheit in der Bevölkerung ist ein nationales Disease-Management-Programm (DMP), wie es das neue Versorgungsstärkungsgesetz vorsieht, der richtige Weg. Strukturierte und sektorenübergreifende Versorgungsmodelle müssen in Deutschland in Zukunft überall verfügbar sein.“
Quelle: Pressemitteilung DGPPN