Um den Konsum von Alkohol ranken sich viele Mythen. So gilt zum Beispiel Rotwein weithin als gesund und herzinfarktvorbeugend. „Doch Alkohol ist kein Lebensmittel oder Genussmittel, das die Gesundheit fördert. Alkohol ist ein Zellgift, das immer wirkt. Er schädigt alle Körperzellen und kann über 200 Krankheiten verursachen – sowohl körperliche als auch psychische. Jedes Glas Alkohol erhöht das Risiko, Erkrankungen zu entwickeln. Deshalb spricht man bestenfalls von einer risikoarmen Dosis und nicht von einer risikofreien. Weniger und nicht jeden Tag Alkohol zu trinken, ist besser. So kann man gesundheitliche Risiken kleiner halten“, erläutert Dr. Heribert Fleischmann, Vorsitzender der DHS.
Nach aktuellen Erhebungen konsumieren in Deutschland 9,5 Millionen Menschen Alkohol in einem gesundheitlichen riskanten Ausmaß. Etwa 1,77 Millionen Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren gelten als alkoholabhängig, ein Alkoholmissbrauch liegt bei 1,61 Millionen Menschen vor. „Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit sind alles andere als gesellschaftliche Randphänomene. Trotzdem erhalten in Deutschland nur rund 10 Prozent der Alkoholabhängigen pro Jahr eine spezifische Therapie. Die Behandlungsangebote kommen noch zu wenig bei den Betroffenen an. Oftmals bestehen erhebliche Unsicherheiten im Umgang mit Suchtpatienten oder es fehlt an der nötigen Abstimmung zwischen Haus- und Fachärzten sowie der Suchthilfe“, stellt DGPPN-Präsidentin Dr. Iris Hauth fest. Um die Qualität der Diagnostik und Behandlung von Menschen mit schädlichem und abhängigem Alkoholkonsum nachhaltig zu verbessern, hat sich die DGPPN deshalb federführend an der Entwicklung einer neuen S3-Behandlungsleitline beteiligt. Diese bündelt das aktuell vorhandene Forschungswissen und richtet sich an alle Berufsgruppen, die betroffene Patienten behandeln.
Aus Sicht von DHS und DGPPN sind insbesondere auch Maßnahmen zur Früherkennung und -intervention von schädlichem Alkoholmissbrauch notwendig. „Jeder kann bei sich selbst beginnen und den eigenen Alkoholkonsum kritisch hinterfragen. Darüber hinaus nehmen die Haus- und Primärärzte eine zentrale Rolle ein: Sie können schon frühzeitig durch gezieltes Fragen riskanten Konsum bzw. Abhängigkeit eruieren und Gegenmaßnahmen einleiten. Die Leitlinie unterstreicht deshalb auch die Bedeutung von Screenings mittels Fragebogenverfahren zur Früherkennung von Alkoholabhängigkeit. Ein wichtiger Bestandteil bei frühzeitiger Behandlung stellen dabei auch Kurzinterventionen dar. Schon wenige Minuten Gespräch zwischen Arzt und Patient können ausreichen, um eine Wirkung zu erzielen“, so Dr. Iris Hauth weiter.
Gleichzeitigt gilt es, die politischen Maßnahmen zu intensivieren, damit die Alkoholprävention in Deutschland noch besser bei der Bevölkerung ankommt. „Alkohol ist in Deutschland praktisch rund um die Uhr zu kaufen. Die Politik muss deshalb dafür sorgen, dass der Verkauf von Alkohol zeitlich und örtlich begrenzt wird. Zudem wissen wir, dass der Alkoholkonsum stark mit der Preisentwicklung zusammenhängt: Wenn alkoholische Getränke teurer werden, sinkt der durchschnittliche Pro-Kopf Konsum von Alkohol. Die DHS fordert daher eine höhere Besteuerung und damit höhere Preise für alkoholische Getränke“, so Dr. Heribert Fleischmann.
Quelle: Pressemitteilung DGPPN; DHS