Studienergebnisse aus der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie zeigen günstige Auswirkungen einer Medikamententherapie bei Depressionen . Selbst bei Gewichtszunahme reduzierte die antidepressive Therapie die Blutfette, wichtige Risikofaktoren für Herz- und Kreislauferkrankungen. Dieses Ergebnis ist umso bedeutender, als bereits seit längerer Zeit bekannt ist, dass eine Depression das Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen erhöht.Professor Michael Deuschle und Privatdozent Daniel Kopf (jetzt Leitender Oberarzt am Bethanien Krankenhaus Heidelberg) aus der Arbeitsgruppe Stresserkrankungen, untersuchten die Lipoprotein-Zusammensetzung bei depressiven Patienten. Die aktuell in der renommierten Fachzeitschrift Journal of Clinical Psychiatry veröffentlichte Studie zeigt, dass nach erfolgreicher medikamentöser Therapie der Depression das Gesamtcholesterol erniedrigt war, und zwar das HDL- ebenso wie das LDL-Cholesterin sowie der Triglycerid-Level.
Frühere Studien wiesen nach, dass Depressive trotz eines reduzierten Cholesterinspiegels im Plasma ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen aufweisen. Dies betrifft sowohl Patienten ohne, als auch Patienten mit einer bereits bestehenden Herzerkrankung. Ursache für das erhöhte Herzinfarktrisiko trotz niedrigerem Cholesterinspiegel ist die „ungünstigere“ Verpackung des „schlechten Cholesterins“, des LDL-Cholesterins, bei depressiven Patienten. Durch die „Verpackung“ ändert sich die Größe der LDL-Partikel. Die relativ kleinen LDL-Partikel depressiver Patienten führen eher zu arteriosklerotischen Veränderungen der Gefäße.Die gute Botschaft besteht aber darin, dass bei erfolgreicher antidepressiver Medikation diese Veränderungen des Cholesterinstoffwechsels aufgehoben werden können. „Antidepressiva sorgen nicht nur für eine verbesserte Stimmung, sondern sind auch in der Lage, kardiovaskuläre Risiken zu reduzieren! Eine positive Nachricht, besonders für Patienten, die im Zuge der Behandlung unter Gewichtszunahme leiden.“ merkt Dr. Kopf an.
Die an der Studie beteiligten Wissenschaftler sehen den großen Nutzen dieser Studie darin, den Ängsten von Betroffenen hinsichtlich unerwünschter Nebenwirkungen einer medikamentösen Therapie mit fundierten Daten begegnen zu können.Die Studie kam aber auch einem anderen interessanten Regulationsmechanismus auf die Spur: So scheinen die positiven Cholesterinstoffwechselveränderungen im Blut nicht allein ein Resultat der Antidepressiva, sondern auch eine Folge von regulatorischen Mechanismen im Gehirn zu sein. Der primäre Wirkmechanismus eines Antidepressivums setzt an einem spezifischen, gestörten Metabolismus im Gehirn an. Werden die Stoffwechselvorgänge im Gehirn wieder ins Lot gebracht, scheinen sich die Effekte auch auf den Cholesterinstoffwechsel im Blut auszuwirken.Publikation:
Serum lipoproteins improve after successful pharmacologic antidepressant treatment: a randomized open-label prospective trial. Jana Hummel, MD; Sabine Westphal, MD; Bettina Weber-Hamann, MD; Maria Gilles, MD; Florian Lederbogen, MD; Tobias Angermeier, MD; Claus Luley, MD; Michael Deuschle, MD; and Daniel Kopf, MD (Journal of Clinical Psychiatry 72:0, 25 January 2011)Quelle: Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI)