200 Menschen sterben täglich durch Alkoholmissbrauch, durch Rauchen sind es jährlich mehr Todesfälle als durch AIDS, Alkohol, illegale Drogen, Verkehrsunfälle, Morde und Suizide zusammengenommen und bei schädlichem und abhängigem Medikamentenkonsum ist von knapp 3 Mio. Todesfällen pro Jahr auszugehen: Alkohol-, Tabak- und Medikamentenabhängigkeiten sind die schwerwiegendsten Suchterkrankungen in Deutschland. Durch Corona sind ersten Schätzungen zu Folge die Zahlen weiter gestiegen. Drei neue S3-Suchtleitlinien kommen da zur rechten Zeit. Sie bieten neuestes evidenzbasiertes Wissen und beste Empfehlungen für frühe Interventionen, erprobte Behandlungsstandards und zielgerichtete Suchtrehabilitation.
Anlässlich einer Pressekonferenz zur Veröffentlichung der neuen Leitlinien erklärt DGPPN-Präsident Prof. Thomas Pollmächer: „Alkohol und Tabak gelten bei vielen Menschen hierzulande immer noch als Genussmittel. Die Einnahme von Medikamenten zur emotionalen Stärkung und zur Leistungssteigerung ist verbreitet. Der Missbrauch ist in allen drei Fällen mit großen Gesundheitsrisiken und mit einer signifikant verminderten Lebenserwartung verbunden. Studien zeigen, dass der erste Lockdown überdies zu einem Anstieg des Alkohol- und Tabakkonsums geführt hat. Die grundsätzliche Tolerierung des Konsums durch die Gesellschaft und die Angst der Betroffenen vor Stigmatisierung tragen dazu bei, dass die zahlreichen Therapie- und Präventionsangebote, die das Gesundheits- und Hilfesystem in Deutschland noch vor der Pandemie bereithielt, viel zu wenig in Anspruch genommen wurden. Corona hat die Situation außerdem verschärft. Es fehlt zudem in vielerlei Hinsicht an Aufklärung, an Vernetzung und an ausreichend Wissen darüber, was moderne Suchttherapien und Rehabilitation leisten kann. Als größte medizinische Fachgesellschaft im Bereich der psychischen Gesundheit setzen wir uns deshalb verstärkt für die frühzeitige Prävention von Suchterkrankungen und den Schutz der psychischen Gesundheit ein. Die heute vorgestellten S3-Leitlinien sind ein wichtiger Meilenstein. Sie geben nicht nur den in der Krankenversorgung tätigen Experten gezielt Unterstützung und Orientierung, sie sollen auch die Gefahren, die vom Alkohol-, Tabak- und Medikamentenkonsum ausgehen können, in der Gesellschaft bekannter machen und für eine frühe Diagnostik, frühes Screening und rechtzeitige Interventionen werben. Wir freuen uns, bei diesem Anliegen die Drogenbeauftragte an unserer Seite zu wissen.“
Die Leitlinien entstanden in gemeinsamer Federführung von DGPPN und DG-Sucht sowie unter Beteiligung vieler weiterer Fachgesellschaften.
Quelle: DGPPN