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Panikstörung: Therapie in den Morgenstunden möglicherweise vorteilhaft

Eine bestimmte Therapieform gegen Angststörungen ist offenbar wirksamer und nachhaltiger, wenn sie zu einem frühen Zeitpunkt am Tage durchgeführt wird. Ein Hormon könnte für diesen Effekt verantwortlich sein, wie Wissenschaftler berichten.

Die Ergebnisse einer kleinen, aktuellen Studie deuten darauf hin, dass Patienten mit Angststörungen größere Therapiefortschritte machen, wenn bestimmte Behandlungsmaßnahmen am Morgen erfolgen. Zu diesem Tageszeitpunkt ist der Spiegel des Hormons Cortisol hoch, was sich unterstützend auf das Umlernen von Angst auswirken kann. Die Studie ist im Fachmagazin „Psychoneuroendocrinology“ veröffentlicht.

Zu viel Angst kann Spuren im Gehirn hinterlassen. Sie verändert die Anordnung und die Funktion von Nervenzellen und beeinflusst die Gedächtnisbildung sowie die Erwartungshaltung auf subjektiv empfundene Bedrohungen. Nach der Lerntheorie begünstigen negative Lernerfahrungen die Entstehung und Aufrechterhaltung von Ängsten. Ein etablierter Behandlungsansatz bei Angststörungen – wie generalisierten Ängsten, Panikattacken und Phobien – ist daher ein so genanntes Extinktionstraining, bei dem man versucht, mit Hilfe einer neuen Lernerfahrung das ursprünglich Gelernte abzulösen. Dabei wird das zuvor Gelernte nicht vergessen oder ausgelöscht, sondern etwas Neues wird gelernt, das die Wirkung des angstauslösenden Reizes außer Kraft setzen und damit korrigieren soll. Von dem körpereigenen Hormon Cortisol ist bekannt, dass es sich günstig auf die Extinktion von Gedächtnisinhalten auswirken kann.

Vor diesem Hintergrund führten Wissenschaftler um PhD Alicia Meuret von der Southern Methodist University in Dallas eine Studie mit 24 Teilnehmern durch, die unter einer so genannten Panikstörung mit Agoraphobie litten. Bei dieser Angststörung kommt es zu wiederkehrenden schweren Angstanfällen mit heftigen körperlichen und psychischen Symptomen. Die Studienteilnehmer wurden dreimal wöchentlich mit einem 40-minütigen Expositionstraining behandelt, bei dem sie unter therapeutischer Begleitung mit dem angstauslösenden Reiz konfrontiert wurden. Die Therapiestunden waren gleichmäßig über den Tag verteilt und es wurden parallel im Vorfeld der Reizexposition Speichelproben genommen, um die Cortisol-Werte zu bestimmen. In den jeweils darauffolgenden Therapiestunden wurde überprüft, inwieweit sich die Einschätzung der Bedrohung bei den Patienten verändert hatte – z.B. ob sich das Vermeidungsverhalten verbesserte oder typische Angstsymptome weniger belastend aufgetreten sind.

Patienten zeigten nach den Therapiestunden, die früh am Tage stattfanden, die größten Fortschritte beim Überwinden ihrer Angstproblematik. Die Patienten berichteten in den darauffolgenden Therapiestunden, dass sie bei erneuter Konfrontation mit dem angstauslösenden Reiz weniger ausgeprägte Symptome durch die vermeintliche Bedrohung erlebten, ihr Vermeidungsverhalten schwächer war und auch die typischen Angstbeschwerden reduziert waren. Auch konnten sie die Panik-Symptome besser kontrollieren. Bei den tageszeitlich frühen Therapiestunden wurden darüber hinaus höhere Cortisol-Werte im Speichel der Teilnehmer gemessen.

Weitere Studien sollen diese ersten Ergebnisse absichern

 

Nach Ansicht der Autoren deuten die Daten darauf hin, dass Extinktions-basierte Therapiesitzungen zu einem frühen Tageszeitpunkt bessere Ergebnisse liefern könnten als die späteren Termine. Dies könnte zumindest teilweise durch die höheren Cortisol-Werte erklärt werden. Die Studienautorin gibt gleichzeitig jedoch zu bedenken, dass die exakten Mechanismen der Cortisol-Wirkung auf den therapeutischen Effekt unklar sind. Auch war die Studiengruppe klein, so dass die Ergebnisse in größeren Untersuchungen überprüft werden müssten. Möglichweise könnten auch weitere Faktoren eine Rolle spielen, welche den tageszeitlichen Effekt erklären.

Literatur: DOI: dx.doi.org/10.1016/j.psyneuen.2016.09.008



Quelle:
Endocrinology Advisor