Drogenkonsument(inn)en, die sich Opiate mit Spritzen injizieren, leben mit dem Risiko der Überdosierung. Dann ist rasche Hilfe erforderlich. Die Injektion des Opiatantagonist Naloxon hat sich als effizientestes Mittel erwiesen, da er die Wirkung von Opiaten/Opioiden teilweise oder ganz aufhebt – und das gänzlich ohne Nebenwirkungen: Wenn keine Opiate konsumiert wurden, zeigt er auch keine Wirkung. „Viele Todesfälle durch Opioidüberdosierung könnte vermieden werden, wenn andere Konsument(inn)en, Partner(innen) und Angehörige gezielt Erste Hilfe durch die geschulte Anwendung von Naloxon leisten könnten. Denn diese Personen sind oft in den lebensgefährlichen Krisensituationen anwesend und der Ruf eines Notarztes wird aus Angst umgangen“, erläutert Prof. Dr. Heino Stöver, der gemeinsam mit Prof. Dr. Bettina Bretländer das Projekt leitet. Beide forschen im Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit der Hochschule. Stöver leitet zudem das Institut für Suchtforschung Frankfurt am Main (ISFF), das am Fachbereich angesiedelt ist. In anderen EU-Ländern und den USA ist die Vergabe von Naloxon an die genannten Zielgruppen nach entsprechenden Trainings als Standardangebot der Suchtkrankenhilfe bereits implementiert. In Deutschland wurde bislang lediglich in Berlin ein entsprechendes Projekt durchgeführt.
Das Forschungsprojekt DroNoPro befasst sich mit der Analyse der praktischen Umsetzung bei der Vergabe von Naloxon auf Ebene der Verantwortlichen und der Analyse der praktischen Anwendung von Naloxon durch Konsument(inn)en, deren Partner(inne)n und Angehörige; die entsprechenden Trainings organisiert der Projektpartner IDH Frankfurt. Anschließend werden die Naloxon-Ampullen von einem Arzt/einer Ärztin verschrieben und an die Trainingsteilnehmer(innen) ausgehändigt.
Vorgesehen sind auch Konsument(inn)en- sowie Expert(inn)enbefragungen und Evaluierung. „Wir beabsichtigen, insbesondere die Hürden und Widerstände bei den Institutionen, Nutzer(inne)n, deren Partner(inne)n und Angehörigen zu identifizieren, ihre Erfahrungen in der Naloxon-Anwendung auszuwerten und weitere Verbesserungsvorschläge für die flächendeckende Einführung von Trainings und der Naloxon-Vergabe zur Optimierung der Drogennotfallprophylaxe zu erheben“, umreißt Stöver das Vorgehen. „Gemeinsam mit der Praxispartnerin IDH sollen Empfehlungen für andere deutsche Städte und Settings, wie z. B. die Drogennotfallprophylaxe bei drogenkonsumierenden Inhaftierten, erarbeitet werden“, so die Projektleitung.
Das Projekt wird im Rahmen des Förderprogramm „Forschung für die Praxis“ der fünf staatlichen Fachhochschulen in Hessen zusammen mit dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert. Eine Literaturanalyse, die Aufschluss über bisherige weltweite Erfahrungen mit Naloxon in der Drogennotfallprophylaxe geben soll, wurde bereits durchgeführt. Die Evaluierung der Implementierung und Anlaufphase erfolgt über eine anschließende quantitative Datenerhebung unter Einsatz eines Feedback-Bogens nach den Trainings der IDH.
Informationen zum Projekt unter: www.frankfurt-university.de/fachbereiche/fb4/forschung/forschungsinstitute/isff/projekte3/analyse-der-drogennotfallprophylaxe.html
Quelle: Frankfurt University of Applied Sciences