Crystal Meth ist kein harmloser Wachmacher, sondern eine gefährliche Droge, die schon vom ersten Konsum an Abhängigkeit und Sucht erzeugen kann. Es gibt derzeit auch noch keine Ersatzdrogen, mit denen man einen Entzug erleichtern könnte. Frauen, die Crystal Meth-abhängig sind und schwanger werden, brauchen deshalb intensive Unterstützung und Hilfe. Denn die Droge zerstört nicht nur ihre eigene Gesundheit. Sie gelangt auch in gleicher Konzentration zum Baby, hindert es ebenso wie die Mutter am Schlaf und kann die Entwicklung des Gehirns stören.
Babys, deren Mütter über die Schwangerschaft hinweg regelmäßig Crystal Meth verwendet haben, können selbst schon süchtig auf die Welt kommen. Während einige von ihnen zunächst unauffällig sind und erst später Symptome einer Schädigung entwickeln, werden andere nach der Geburt unruhig, schreien und schwitzen viel, können nicht schlafen und können auch unter diffusen Schmerzen leiden. Manche Crystal-Meth-Babys sind lange krank, bevor sie aus der Kinderklinik nach Hause entlassen werden können.
„Wir sehen immer mehr Frauen, die auch während der Schwangerschaft Crystal Meth nehmen“, erläutert die Frauenärztin Dr. med. Helen Urban von der Universitätsfrauen-klinik Dresden. „Ebenso wie wir alle Schwangeren nach Alkohol und Rauchen fragen, so frage ich auch grundsätzlich nach anderen Drogen. Dabei ist es wichtig, hinter der Fassade des Drogenkonsums die Frau mit ihrer Persönlichkeit, ihren Erfahrungen und Bedürfnissen zu erkennen. Denn dann können wir versuchen, ihr zu helfen und sie wenn möglich auch bei ihrem Weg aus der Sucht heraus zu unterstützen.“
Eine weitere Hürde für einen guten Start in das Leben mit dem Baby können nach der Erfahrung der Dresdner Frauenärztin Dr. Maren Goeckenjan Gewalterlebnisse darstellen: Viele drogenabhängige Schwangere – das gilt nicht nur für Crystal Meth, sondern auch für andere Drogen wie Heroin, LSD, Alkohol und Tabletten – haben auch schwere Gewalterfahrungen in früheren Lebensphasen und oft auch durch den derzeitigen Partner durchgemacht. Manchmal sehen die Frauen aber keine Möglichkeiten, sich aus diesen Situationen zu befreien. „Drogen, Gewalt und Schwangerschaft, das stellt uns alle immer wieder vor große Herausforderungen“, so Goeckenjan. „Am besten wäre es, den Neustart möglichst früh in der Schwangerschaft zu schaffen. Wenn die Frau den Entzug schafft, sind die Chancen groß, dass sie ein gesundes Kind zur Welt bringt.“
© DGPM 2015 (Deutscher Kongress für Perinatale Medizin)