Der jüngst erschienen Krankenhausreport 2011 der Barmer GEK wirft einen Blick auf die Versorgungssituation von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Demnach werden immer mehr Menschen mit psychischen Erkrankungen stationär behandelt. Ihre Zahl stieg in den letzten zwanzig Jahren um 129 Prozent. Laut Bericht ließen sich im Jahr 1990 rund 3,7 von tausend Versicherten im Krankenhaus behandeln, im Jahr 2010 waren es schon 8,5. Ein noch drastischeres Bild zeige sich bei Patienten mit Depressionen. Hier betrüge das Plus seit dem Jahr 2000 rund 117 Prozent. Auch sei die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Krankenhausaufenthaltes bei Patienten mit psychischen Störungen besonders hoch: Mehr als zwei Drittel der Patienten begeben sich innerhalb der ersten zwei Jahre erneut in stationäre Behandlung. Davon werde ein Drittel bereits in den ersten 30 Tagen wieder aufgenommen, knapp die Hälfte in den ersten drei Monaten. Laut Bericht sei die Verkürzung der Liegezeiten aber nicht ursächlich.In diesem Zusammenhang bezweifelte die Barmer GEK, ob das Krankenhaus der richtige Ort für die Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen ist. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) sieht diese Schlussfolgerung kritisch. DGPPN-Präsident Professor Peter Falkai stellt richtig: „In den Krankenhäusern wird mit den Patienten intensiv gearbeitet und sie werden für die Zeit nach dem Aufenthalt in einer stationären Einrichtung vorbereitet. Die hohe Zahl der Wiedereinweisungen - d.h. der sogenannte Drehtüreffekt - kommt auch dadurch zustande, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen es schwer haben, die normalen Alltagsbelastungen zu bewältigen. In einer komplexer gewordenen Welt der Kommunikation und der Globalisierung ist weniger Raum sich zurückzuziehen oder die Widrigkeiten des Alltags abzufedern“. Darüber hinaus, so Falkai weiter, habe die ökonomisch bedingte Verkürzung der Liegezeiten um 70 Prozent sehr wohl dazu geführt, dass sich die Rückfallquoten erhöht haben. Eine gute Betreuung im Nachgang der stationären Behandlung sei also notwendig. Insofern unterstütze die DGPPN die Forderung der Barmer GEK nach einer besseren integrierten und möglichst schnittstellenfreien Versorgung, um die Behandlung noch stärker auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten abstimmen zu können.„Wir können auf sehr erfolgreiche Projekte der Integrierten Versorgung für einzelnen psychische Erkrankungen blicken. Leider hat sich in Deutschland bislang kein flächendeckendes integriertes Versorgungsnetz gebildet. Dies liegt auch an der bisherigen Finanzierung psychiatrisch-psychotherapeutischer Leistungen, die nur wenig Anreize zu einer besseren Vernetzung der stationären und ambulanten Sektoren bietet“, sagt Professor Falkai. Man setze hohe Erwartungen in die Entwicklung des neuen Entgeltsystems. Die DGPPN engagiere sich deshalb in der Gesundheitspolitik und treibe als medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft derzeit die Entwicklung des neuen Entgeltsystems intensiv voran.Quelle: DGPPN
Stationäre Behandlung für Menschen mit psychischen Erkrankungen oft ohne Alternative