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Studie: Pharmako- und Psychotherapie zeigen Chancengleichheit bei Depression

Die am besten nachgewiesene Therapie bei Depression setzt sich aus der Kombination von Medikamenten und Psychotherapie zusammen. Einzeln scheinen beide Behandlungsformen gleichwertig zu sein.

Depressive Patienten leiden an sehr unterschiedlichen Symptomen: im Vordergrund stehen die gedrückte Stimmung sowie Freudlosigkeit und Interessensverlust. Mit der Erkrankung einhergehen allerdings auch viele andere Symptome wie zum Beispiel Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten, Schuldgefühle oder Schlafprobleme. Diese Vielfalt führt dazu, dass das Symptomprofil der Patienten individuell sehr unterschiedlich ist. Für die Behandlung der Depression spielt diese Individualität bislang allerdings kaum eine Rolle. Die am besten nachgewiesene Therapie setzt sich aus der Kombination von Medikamenten und Psychotherapie zusammen. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie (MPI) haben nun erstmals nachgewiesen, dass sich beide Therapieformen in der akuten Behandlung einzelner Symptome nicht unterscheiden.

Die Forscher des MPI haben zusammen mit einem weltweiten Team Studiendaten von über 1000 Patienten aus vier Kontinenten zusammengeführt und mit einer eigens dafür entwickelten Methode 42 verschiedene Symptome analysiert. Sie stellten fest, dass keine Therapieform der anderen über- oder unterlegen ist, weder Medikamente noch Psychotherapie wirkt bei einzelnen Symptomen besser oder schlechter als die andere Variante.

Ergebnisse entlasten bei Therapieentscheidung

„Unsere Ergebnisse bieten zwar keine neuen Strategien zur Therapieauswahl“, resümiert Studienleiter Nils Kappelmann vom MPI, „aber sie liefern uns die wichtige Erkenntnis, dass wir bei der Entscheidung zwischen Psychotherapie und Medikation aktuell keine Chance verpassen. Das ist besonders dann wichtig, wenn die Kombination von Psychotherapie und Medikamenten aus medizinischen Gründen, persönlichen Präferenzen oder einfach durch begrenzte Ressourcen nicht möglich ist.“

Individuelle biologische Eigenschaften künftig stärker berücksichtigen

Ziel der Wissenschaftler bleibt, eine individuell angepasstere Therapie zu entwickeln. „Biologische Parameter sagen vielleicht mehr über den Erfolg einer Therapieform aus als einzelne Symptome“, sagt Neurowissenschaftlerin und MPI-Direktorin Elisabeth Binder. Die derzeitigen symptom-basierten Diagnosen und Therapien unterscheiden Patienten mit unterschiedlichen biologischen Auffälligkeiten noch nicht. Patienten, die heute noch mit derselben Erkrankung diagnostiziert werden, aber spezifische Störungen wie der biologischen Stressreaktion oder des Immunsystems aufweisen, könnten vielleicht zukünftig von personalisierten Therapieansätzen profitieren.

Originalpublikation:

BMC Medicine, 5/2020 bmcmedicine.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12916-020-01623-9

Quelle: Max-Planck-Institut für Psychiatrie auf idw