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Übergewichtigkeit: Ernährungsänderung allein reicht nicht

Wissenschaftler haben analysiert, welche Diäten als Therapie bei übergewichtigen Menschen erfolgreich sind. Dabei wurde deutlich, dass Patienten neben ihrer Ernährung auch Bewegungsverhalten und Lebensstil anpassen müssen.

Wissenschaftler haben jetzt im Auftrag des DIMDI analysiert, welche Diäten als Therapie bei übergewichtigen und fettleibigen Menschen erfolgreich sind. Dabei waren generell alle betrachteten Ernährungsprogramme wirksam. Neben ihrer Ernährung müssten Patienten jedoch auch Bewegungsverhalten und Lebensstil anpassen. Nur dann sei ein langfristiger Erfolg zu erzielen, so das Fazit der Autoren. Die Ergebnisse fasst ein neuer HTA-Bericht zusammen (Health Technology Assessment, systematische Bewertung gesundheitsrelevanter Verfahren und Technologien). Der vollständige Bericht ist kostenfrei auf den Webseiten des DIMDI abrufbar.

Wirksam sind alleNach den im HTA-Bericht betrachteten Studien sind alle untersuchten Diäten wirksam, keine war allen anderen überlegen. Kurzfristig erzielt eine kohlenhydratarme Kost zwar den besten Erfolg, so die Autoren. Längerfristig besser wirke aber eine fettarme Ernährung. Dabei sei es vielversprechender, den Fettkonsum nur moderat statt radikal einzuschränken. Genauso erfolgreich wie fettarme Diäten zeigten sich kalorienreduzierte oder proteinreiche Programme. Weniger günstig scheinen dagegen vegane und Formula-Diäten (mit Nährstoffmischungen, die Mahlzeiten z.B. mit Fertigdrinks oder Riegeln ersetzen).

Allerdings verringern Schwächen der Studien ihre Aussagekraft zur Wirksamkeit der Diäten, wie die Autoren bemängeln: So erfassten Teilnehmer ihren Ernährungsstatus überwiegend durch Selbstauskunft, was Ergebnisse verzerren kann. Einige Untersuchungen belegen nur Kurzzeitergebnisse. Problematisch sei auch, dass viele Studien die körperliche Aktivität der Teilnehmer zu wenig berücksichtigen. Denn statt der Diät könne auch ein gesteigertes Sportprogramm maßgeblich zum Gewichtsverlust beitragen.

Ziel der TherapieDie Therapie von Übergewicht und Adipositas soll das Gewicht nicht maximal reduzieren (Adipositas: Body Mass Index (BMI)>30). Das Ziel ist vielmehr, ein mäßig reduziertes Körpergewicht langfristig zu stabilisieren. Die Leitlinie "Prävention und Therapie von Adipositas" empfiehlt dafür je nach Ausgangs-BMI ein Minus von 5-30 Prozent. Dies sei auf Dauer nur realistisch, wenn Patienten neben ihrer Ernährung weitere Lebensumstände ändern, betonen die Autoren des HTA-Berichts.

Nachhaltig angelegte Diäten verlaufen 2-phasig: Nach dem Abnehmen (Phase 1) helfen sie in einer 2. Phase auch, das verringerte Körpergewicht stabil zu halten. Herkömmliche Therapien versuchen daher, auch Bewegung und Verhalten der Patienten zu verändern. Das Prinzip besteht darin, weniger Energie aufzunehmen und gleichzeitig mehr Kalorien durch Bewegung und Sport zu verbrennen. Wenn das keinen ausreichenden Erfolg erzielt, können Medikamente unterstützen. Darüber hinaus gibt es chirurgische Maßnahmen, die gemäß der Leitlinie "Chirurgie der Adipositas" jedoch nur unter bestimmten Bedingungen angewandt werden.

Langfristige GewichtsstabilisierungNach dem erfolgreichen Abnehmen ist es für Patienten oft schwer, das Gewicht langfristig zu halten. Im Alltag treffen sie auf zahlreiche Herausforderungen: So sind kalorienreiche Lebensmittel, Fast-Food und Fertignahrung ständig präsent. Viele Menschen arbeiten zudem im Sitzen und gestalten auch ihre Freizeit mit Computer, Fernseher und Internet überwiegend passiv. Für einen nachhaltigen Therapieerfolg empfehlen die Autoren unabhängig von der Diätform zudem folgende Maßnahmen:

• regelmäßige körperliche Aktivität• fettarme Ernährung• viel Obst und Gemüse• regelmäßige Selbstkontrolle• kontinuierliches Verhaltenstraining Die Autoren sehen Übergewicht und Adipositas als gesellschaftliches Problem. Nicht nur Betroffene selbst müssten aktiv werden, auch die Gesundheitspolitik sei gefragt. Sie solle die Verhältnisprävention stärken, d.h. darauf einwirken, dass verbesserte Lebensumstände nachhaltiges Abnehmen erleichtern.

Quelle: Pressemitteilung Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI)