Jedes Jahr nehmen sich in Deutschland mehr als 10.000 Menschen das Leben. Bis zu 90 Prozent dieser Suizide stehen im Zusammenhang mit Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen. Anlässlich des Welttages zur Suizidprävention fordert DGPPN-Präsidentin Dr. Iris Hauth aus Berlin deshalb, die Suizidprävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe noch stärker in den Fokus des Gesundheitswesens zur rücken.
„Auch wenn sich die Zahl der Suizide in Deutschland seit den 1980er Jahren nahezu halbiert hat, macht die hohe Rate immer noch betroffen. Besonders besorgniserregend ist, dass auf jeden vollendeten Suizid rund zehn Suizidversuche kommen. Ein besonderer Risikofaktor stellt dabei das Alter dar: Unter den weiblichen Opfern ist jedes zweite über 60 Jahre alt. Auch bei den Männern steigt die Zahl der vollzogenen Suizide ab der Mitte des Lebensalters deutlich an. Alte Männer stellen sogar eine Hochrisikogruppe dar. Ganz unabhängig von Alter und Geschlecht gilt: Bis zu 90 Prozent der Suizidopfer leiden an psychischen Erkrankungen, für die es effektive Behandlungsmethoden gibt. Deshalb müssen Gesundheitspolitik und Selbstverwaltung unbedingt sicherstellen, dass für psychisch erkrankte Menschen unabhängig von ihrem Wohnort passgenaue Versorgungsangebote bereit stehen. Ein besonderes Augenmerk muss dabei auf der Früherkennung relevanter Erkrankungen wie Depressionen, Suchterkrankungen und Schizophrenie liegen. Hier sind nicht nur Fachärzte und Psychotherapeuten gefordert, sondern auch Theologen, Pädagogen und viele weitere Berufsgruppen, die in Kontakt mit den Betroffenen kommen. Damit Warnsignale besser erkannt werden und therapeutische Hilfen rechtzeitig eingeleitet werden können, gilt es auch, das Wissen über psychische Erkrankungen und Suizid in der Bevölkerung zu fördern – zum Beispiel mit spezifischen Awareness-Programmen wie die Aktion „600 Leben – gemeinsam Suizid verhindert“, die das Thema Suizid bei jungen Erwachsenen am 10. September in Berlin mit prominenten Unterstützern in den Fokus rückt. Solche Initiativen sind unverzichtbar und sollten breit unterstützt werden. Um die Suizidprävention weiter voranzutreiben, muss aber auch die Forschung intensiviert werden. Deutschlandweit fokussieren sich verhältnismäßig wenige Zentren auf die Suizidforschung. Dabei sind die komplexen psychischen, ökonomischen, und sozio-kulturellen Wechselwirkungen, die der Suizidalität zugrunde liegen, noch wenig erforscht.
Quelle: Pressemitteilung DGPPN